Frage: Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen einer
relativ rezenten, „starken“ Gewichtsabnahme (mehr als 4kg) innerhalb des letzten halben
Jahres vor einem ischämischen Schlaganfall und dem „Outcome“ innerhalb der ersten
Woche nach dem Insult.
Methode: Diese Untersuchung wurde im Rahmen der Wiener Schlaganfalldatenbank durchgeführt.
Insgesamt konnten hierbei 2659 Patienten (m:f=1421:1238; Alter: median=70, min=18,
max=98 a; BMI: median=26, min=14, max=62kg/m2) mit ischämischem Schlaganfall identifiziert werden. Zu den relevanten Begleiterkrankungen
zählten in der Wiener Schlaganfalldatenbank-Studienpopulation die Hypertonie (n=1691,
64%), Schlaganfall in der Anamnese (n=483, 19%), Koronare Herzerkrankung (n=609, 24%),
Diabetes mellitus (n=646, 25%), Periphere Arterielle Verschluss-Krankheit (n=275,
12%), Herzinsuffizienz (n=717, 28%), davon gravierende Herzinsuffizienz (n=208, 8%),
Malignome (n=131, 5%), Lungenerkrankungen (n=284, 11%), davon gravierende Lungenerkrankungen
(n=106, 4%) und Demenz (n=43, 2%).
In der vorliegenden Untersuchung wurden alle in die Wiener Schlaganfalldatenbank eingeschlossenen
Patienten mit ischämischem Insult sowie suffizienter Dokumentation der für die Fragestellung
erforderlichen Parameter analysiert.
Die definitionsgemäß (mehr als 4kg) starke Gewichtsabnahme wurde mit den innerhalb
der ersten Woche nach Schlaganfall auftretenden Komplikationen sowie der „National
Institute of Health Stroke Scale“ 24 bis 36 Stunden nach dem Ereignis (NIHSS 24–36h)
bzw. der modifizierten „Rankin Scale“ 5–7 Tage nach Ereignis (RS 5–7D) statistisch
(Chi2-Test bzw. Wilcoxon Rangsummentest) miteinander verglichen.
Ergebnis: Von den eingeschlossenen 2334 Patienten (m:f=1247:1087) verloren 175 Patienten (BMI:
median=29, IQ=26, UQ=32kg/m2) absichtlich und 195 Patienten (BMI: median: 26kg/m2, IQ=24, UQ=29kg/m2) unabsichtlich innerhalb des definierten Zeitraumes mehr als 4kg Körpergewicht. Von
einer nicht beabsichtigten starken Gewichtsabnahme waren erwartungsgemäß Patienten
mit bestimmten Vorerkrankungen (Malignome, Herzinsuffizienz und Demenz) signifikant
häufiger betroffen (p=0,0427, p=0,0062 bzw. p<0,0001).
Innerhalb der ersten Woche nach dem Insult traten bei der gesamten Gruppe mit starker
(d.h. beabsichtigter und unbeabsichtigter) Gewichtsabnahme im Vergleich zur Gesamtpopulation
aller eingeschlossenen Patienten Komplikationen nicht signifikant häufiger auf (p=0,0503–1,000).
Es zeigten sich hier auch im Vergleich zur Gesamtpopulation keine signifikanten Unterschiede
anhand der Skalen NIHSS 24–36h bzw. RS5–7D (p=bzw. 0,6493–0,9335).
Beim Vergleich der Subgruppen (absichtliche vs. unabsichtliche Gewichtsabnahme) fanden
sich für die Patienten mit unbeabsichtigter Gewichtsabnahme signifikant höhere (d.h.
schlechtere) Ergebnisse für die NIHSS 24–36h (p=0,0179) und für die RS 5–7D (p=0,0055).
Bezüglich der Komplikationen in der ersten Woche nach Insult gab es allerdings keine
signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Subgruppen (p=0,2199– 1,000).
Diskussion: Patienten mit einer unbeabsichtigten starken Gewichtsabnahme von mehr als 4 Kilogramm
innerhalb der letzten 6 Monate vor einem ischämischen Schlaganfall scheinen 1)häufiger
von weiteren schwerwiegenden Vorerkrankungen betroffen zu sein und 2) innerhalb der
ersten Woche nach ischämischem Insult auch signifikant schlechtere Scores für die
NIH-Stroke Scale (24 bis 36 Stunden nach dem Ereignis) bzw. für die modifizierte Rankin
Scale (Tag 5–7) aufzuweisen.