physiopraxis 2010; 8(9): 18-19
DOI: 10.1055/s-0030-1267267
physiowissenschaft

Schlaganfall – Vorhersage der Erholung innerhalb von drei Tagen möglich

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Publication Date:
16 September 2010 (online)

 

Ob und wie gut Patienten innerhalb von 72 Stunden nach einem Schlaganfall eine Fingerextension und Schultergelenkabduktion durchführen können, lässt eine Prognose darüber zu, wie die funktionelle Erholung der oberen Extremität nach sechs Monaten sein wird.

Für ihre Studie untersuchte Rinske Nijland aus den Niederlanden mit der Forschungsgruppe EPOS (Early Prediction of Functional Outcome after Stroke) um Gert Kwakkel 188 Betroffene. Innerhalb von 72 Stunden sowie fünf und neun Tage nach dem Schlaganfall testeten sie eine Reihe von demografischen und krankheitsbezogenen Variablen. Dabei untersuchten sie unter anderem den Grad der Inkontinenz, das Gleichgewicht im Sitz sowie verschiedene Schulter- und Armbewegungen. Sechs Monate später beurteilten die Untersucher die Ausführung von funktionellen Armaktivitäten mittels des Action-Research-Arm-Tests. Anhand dieser Testergebnisse überprüften sie, mit welchen der getesteten Variablen man voraussagen kann, wie die funktionelle Erholung der oberen Extremität ein halbes Jahr nach dem Schlaganfall sein wird.

Albert Lo und seine Kollegen fanden heraus, dass die beiden einfach zu erhebenden Variablen „Fingerextension” und „Schultergelenkabduktion” für die gewählte Studienpopulation eine verlässliche Vorhersage zuließen:

Patienten, die innerhalb von drei Tagen nach dem Schlaganfall teilweise diese beiden Funktionen ausführen konnten, hatten eine Wahrscheinlichkeit von 98 %, zumindest einige funktionelle Bewegungen wiederzuerlangen. 60 % der Patienten, die ihre Finger in kleinem Ausmaß aktiv strecken konnten, erholten sich nahezu vollständig. Stellten die Forscher keine aktiven Funktionen innerhalb der ersten 72 Stunden fest, lag die Erholungswahrscheinlichkeit bei 25 %. War auch nach neun Tagen noch keine dieser Bewegungen möglich, sank die Erholungswahrscheinlichkeit auf 14 %.

Die Autoren schlussfolgern, dass auf Grundlage dieser einfachen Vorhersagemöglichkeiten eine frühe Interventionsplanung erfolgen kann. Dennoch weisen sie darauf hin, dass eine Verallgemeinerung der Studienergebnisse nur auf Patienten, die denen der Studienpopulation ähnlich sind, möglich ist. Auf Patienten, die schon einmal einen Schlaganfall hatten, sich in einem instabilen Zustand befanden oder Kommunikationsschwierigkeiten hatten, lassen sich die Ergebnisse nicht übertragen, da diese aus der Studie ausgeschlossen wurden. Die Wissenschaftler warnen außerdem vor der Schlussfolgerung, dass sich bei Patienten, die am neunten Tag noch keine aktiven Funktionen zeigen, überhaupt keine funktionelle Erholung der oberen Extremität mehr einstellen wird.

hoth

Stroke 2010; 41: 745–750

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