Gesundheitswesen 2010; 72 - P205
DOI: 10.1055/s-0030-1266712

Entwicklungsverzögerungen bei 3- bis 6-Jährigen in Kindertageseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern – Ergebnisse aus dem Projekt Kinder in Kitas (KiK)

M Franze 1, A Gottschling 1, W Hoffmann 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Greifswald

Hintergrund: Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) belegen eine hohe Prävalenz von Entwicklungsverzögerungen in den Bereichen Motorik (16%), Sprache (14%) und emotional-soziale Entwicklung (12%). Im Sinne einer frühzeitig einsetzenden Förderung werden Kindertageseinrichtungen (Kitas) durch das Modellprojekt Kinder in Kitas (KiK) hinsichtlich der Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen und des Einleitens individueller Fördermaßnahmen unterstützt. Methoden: KiK wird als cluster-randomisierte prospektive kontrollierte Studie in 12 Kitas in M-V durchgeführt. Die Früherkennung von Entwicklungsgefährdungen erfolgt durch Anwendung des „Dortmunder Entwicklungsscreenings für den Kindergarten DESK 3–6“. Ergebnisse: Die Durchführung des DESK erfolgte durch zuvor geschulte Erziehende an N=870 Kindern. Zwischen 9% und 13% der Kinder weisen einen Verdacht auf Entwicklungsverzögerungen im Bereich der Feinmotorik auf (Dreijährige: 13,6%, Vierjährige: 9,2%, Fünf-/Sechsjährige: 11,9%). Für den Bereich Grobmotorik liegt dieser Wert zwischen 2% und 11% (Dreijährige: 11,1%, Vierjährige: 2,3%, Fünf-/Sechsjährige: 5,0%). Im Bereich Sprache/Kognition weisen zwischen 26% und 31% der Kinder „auffällige“ Werte auf (Dreijährige: 31,5%, Vierjährige: 30,7%, Fünf-/Sechsjährige: 26,3%). Ein Verdacht auf Entwicklungsverzögerungen im Bereich sozialer Entwicklung liegt bei 15% bis 19% der Kinder vor (Dreijährige: 18,3%, Vierjährige: 15,1%, Fünf-/Sechsjährige: 19,4%). In Hinblick auf die Bereiche Fein-/Grobmotorik schätzen die Erziehenden die eigene Kompetenz nach dem Training signifikant höher ein (Feinmotorik: Z=–1,706; p=0,044; Grobmotorik: Z=–1,964; p=0,025; Sprache und Kognition: Z=–0,500; p=0,308; Soziale Entwicklung: Z=–0,471; p=0,318; jeweils Wilcoxon-Test). Schlussfolgerung: Die Stichprobe weist eine hohe Prävalenz von Entwicklungsgefährdungen insbesondere in den Bereichen Bereich Sprache/Kognition und soziale Entwicklung auf; eine diesbezügliche individuelle Förderung von Drei- bis Sechsjährigen erscheint dringend erforderlich. Die Kompetenz der Erziehenden zur individualisierten Frühförderung kann bezogen auf den motorischen Bereich durch das Training verbessert werden. (Studie gefördert durch das Ministerium für Soziales und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern.)