Gesundheitswesen 2010; 72 - P125
DOI: 10.1055/s-0030-1266632

Messung von Lebensqualität und Gesundheitszustand bei Erwachsenen: Aussagekraft des „EuroQol 5D“ zur Erfassung der gesundheitlichen Ungleichheit

A Mielck 1, R Leidl 1
  • 1Helmholtz Zentrum München, Institut für Gesundheitsökonomie und Management im Gesundheitswesen, Neuherberg

Einleitung: „Health Related Quality of Life (HRQL)“ wird auch in Deutschland immer mehr thematisiert. Untersucht wird hier die bisher selten gestellte Frage: Welche Unterschiede gibt es bei der HRQL zwischen den sozialen Statusgruppen; und sind diese auch dann vorhanden, wenn die Analyse auf eine bestimmte chronisch Erkrankung wie Diabetes mellitus beschränkt wird? Methoden: Die Analyse beruht auf drei repräsentativen Befragungen des Wort & Bild Verlages (durchgeführt 2006–2008). HRQL wird mit dem „EQ-5D“ erhoben. Zusätzlich zu den fünf beschreibenden EQ-5D Dimensionen wird eine Bewertung vorgenommen, mithilfe der „Visuellen Analogskala (VAS)“ durch die Befragten selbst. Als unabhängige Variablen gehen ein: Alter, Geschlecht, Schulbildung, pro-Kopf-Einkommen, Erwerbstätigkeit. Die multivariate Analyse beruht auf logistischen und linearen Regressionen (abhängige Variable: fünf Dimensionen bzw. VAS-Wert). Ergebnisse: Zur Verfügung stehen Daten von 5.676 Personen ab 20 Jahren (Antwortrate ca. 70%). Im beschreibenden Teil des EQ-5D gibt es „einige Probleme“ besonders häufig bei der Dimension „Schmerzen/Beschwerden“ (32,2%). Der durchschnittliche VAS-Wert liegt bei 79,8. Bei den fünf EQ-5D Dimensionen und beim VAS-Wert liegt die HRQL bei Männern zumeist höher als bei Frauen, und bei der oberen Bildungsgruppe zumeist höher als bei der unteren. Das gleiche Bild zeigt sich nach wechselseitiger Kontrolle der unabhängigen Variablen, in den logistischen und linearen Regressionen. Auch bei Einschränkung der Analyse auf Personen, die eine bestimmte chronische Erkrankung wie Diabetes aufweisen, ist die HRQL in der unteren Bildungsgruppe besonders niedrig: VAS-Wert bei Diabetikern insgesamt 60,5; VAS-Wert bei niedriger Bildung 59,1 und bei hoher Bildung 65,3. Schlussfolgerung: Mit dem EQ-5D steht ein einfaches Instrument zur zusammenfassenden Darstellung der HRQL zur Verfügung, und gesundheitliche Ungleichheiten werden gut abgebildet. Bei der Interpretation muss jedoch beachtet werden, dass die unteren Statusgruppen in doppelter Weise belastet sind, zum einen durch eine besonders hohe (selbst berichtete) Prävalenz chronischer Krankheiten, und zum anderen durch eine niedrigere HRQL auch beim Vorliegen der gleichen Erkrankung.