Gesundheitswesen 2010; 72 - P87
DOI: 10.1055/s-0030-1266594

Nutzung von Telemedizin zu Hause – Bekanntheitsgrad und Einstellung in der Allgemeinbevölkerung von Nordrhein-Westfalen

C Terschüren 1, M Mensing 2, O Mekel 2
  • 1Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW (LIGA.NRW), Bielefeld
  • 2Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit NRW (LIGA.NRW), Bielefeld

Hintergrund: In Deutschland werden in vielen Projekten die technischen Möglichkeiten zur Erfassung von Vitalwerten in der häuslichen Umgebung erprobt. Herzpatienten in Nordrhein-Westfalen haben seit einigen Jahren die Möglichkeit, an telemedizinischen Studienprojekten teilzunehmen. Ein telemedizinisches Betreuungsprojekt wird seit 2007 bundesweit mit Diabetikern durchgeführt, mit dem Ziel eine nachhaltige verbesserte Blutzuckereinstellung zu erreichen. Doch wie viele Menschen wissen von diesen technischen Möglichkeiten, wenn sie selbst keine Herz- oder Diabetespatienten sind? Im bevölkerungsrepräsentativen NRW-Gesundheitssurvey 2009 wurden Bekanntheitsgrad und persönliche Einstellung dazu erfragt. Methode: Im Dezember 2009 wurden insgesamt 2006 Personen im Alter von 18–93 Jahren (995Männer, 1011 Frauen) mit Computer Assisted Telephone Interviewing (CATI) u.a. zu Vorliegen von Erkrankungen, subjektiver Gesundheit, gesundheitsrelevantem Verhalten, Inanspruchnahme des Gesundheitswesens sowie soziodemografischen Parametern befragt. Die Ziehung der Stichprobe erfolgte zweistufig: Telefonnummer des Haushalts nach Gabler/Häder, Zielperson im Haushalt durch die Last-Birthday-Methode. Ergebnisse: Von allen Befragten (n=2006) berichteten nur 37 Personen (2%), dass sie selbst ein telemedizinisches Gerät benutzen oder benutzt haben. Der Mehrheit der Befragten waren telemedizinische Geräte unbekannt (63%). Von denjenigen, die selbst noch kein Messgerät zur Übertragung von Vitalwerten benutzt haben (n=1969), konnten sich über 70% vorstellen, im Erkrankungsfall ein solches Gerät einzusetzen. Im Vergleich konnten sich mehr Männer als Frauen „auf jeden Fall“ vorstellen, im Krankheitsfall Telemedizintechnik anzuwenden (Männer: 47%, Frauen: 41%). 88% versprechen sich vom Einsatz telemedizinischer Geräte, dass ihr behandelnder Arzt schneller feststellt, ob sich ihr körperlicher Zustand verschlechtert. Einen weiteren Vorteil sehen sie darin, nicht so oft in die Arztpraxis gehen zu müssen (82%). Gleichzeitig wünschen sich 79%, direkt nach der Messung mit dem Arzt persönlich sprechen zu können. Schlussfolgerung: Noch hat die Mehrheit keine persönlichen Erfahrungen in der Anwendung von telemedizinischen Geräten. Die Teilnehmer/innen erkannten einen Nutzen in der Anwendung telemedizinischer Geräte, doch gleichzeitig wollen sie nicht mit gemessenen Werten ohne eine Interpretation alleine gelassen werden.