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DOI: 10.1055/s-0030-1266522
Prävention von Arteriosklerose und Herzinfarkten bei Schichtarbeitern
Der Anteil von Schichtarbeitern an der Gesamtbevölkerung ist weiterhin steigend. Schichtarbeit ist mit kardiovaskulären Erkrankungen assoziiert (Haupt et al, 2008). Wir testeten die Hypothese, dass es Interaktionen zwischen Risikofaktoren für Herzinfarkte und subklinischer Arteriosklerose sowie Schichtarbeit gibt. Aus der bevölkerungsrepräsentativen Study of Health in Pomerania (SHIP) wurden 2510 Probanden im Alter von 45–79 Jahren untersucht; 698 von ihnen waren ehemalige Schichtarbeiter, die im Mittel 13 Jahre Schichtarbeit geleistet hatten. Umfangreiche Daten aus medizinischen Untersuchungen und kontrollierten standardisierten Interviews wurden ausgewertet. Ultraschalluntersuchungen der Karotis-Arterien wurden zur Messung der Intima-Media-Dicke vorgenommen. Mittels multivariabler statistischer Modelle wurde das Risiko für die koronare Herzerkrankung und prävalenten Myokardinfarkt analysiert. Berücksichtigte Confounder waren Alter, Geschlecht und die arteriosklerotischen Risikofaktoren Serum-Cholesterin- und Triglycerid-Spiegel, der LDL-/HDL-Cholesterol-Quotient, Body-Mass-Index (BMI), Waist-to-hip-ratio (WHR), arterieller Bluthochdruck, sozioökonomischer Status, soziales Netzwerk, Ernährung (Food-Frequency-Score FFS), Nikotinkonsum, Diabetes mellitus, Sport und Alkoholkonsum. Schichtarbeiter und Nicht-Schichtarbeiter unterscheiden sich hinsichtlich arteriosklerotischer Risikofaktoren. In Abhängigkeit von der Dauer der ausgeführten Schichtarbeit und vom Alter der Probanden zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Schichtarbeit und Arteriosklerose. Es zeigen sich Interaktionen zwischen Herzinfarkten und Arteriosklerose mit Nikotinkonsum (OR=2,3) und physischer Inaktivität (OR=1,9). Für die Intima-Media-Dicke zeigten sich signifikante Interaktionen mit Rauchen, erhöhten Blutfetten, Übergewicht, erhöhte WHR, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und niedrigem sozioökonomischem Status. Spezielle Präventionsprogramme und Vorsorgeuntersuchungen für Schichtarbeiter sollten erweitert und/oder implementiert werden. Die meisten der hier identifizierten relevanten Risikofaktoren sind modifizierbare Verhaltensweisen. Die drei wichtigsten beeinflussbaren Faktoren, die das Herzinfarktrisiko erhöhen, sind Nikotinkonsum, unausgewogene Ernährung und zu wenig Bewegung. Präventionsmaßnahmen müssen Risikofaktoren fokussieren, die verändert werden können: Lebensstilveränderungen wie Rauchverhalten, biochemische Faktoren wie den LDL-/HDL-Cholesterol-Quotient oder die medikamentöse Einstellung des Diabetes oder physische Faktoren. Um ihr kardiovaskuläres Erkrankungsrisiko zu reduzieren, sollten Schichtarbeiter das Rauchen einstellen, Eßgewohnheiten anpassen und Sport treiben. Zusätzlich empfehlen sich zur Prävention und Rehabilitation Stressmanagement, Gewichtsreduktionstraining und der Ausbau sozialer Unterstützung.