Einleitung/Hintergrund: Wörter mit emotional gefärbten Inhalten werden leichter gelernt als neutrale Begriffe.
Die Konnotation wird dabei von zwei Aspekten geprägt: Der Valenz („emotionale Wertigkeit“
– angenehm vs. unangenehm) und dem Arousal („Aktivierung“ – ruhig vs. aufregend).
Hierbei geht eine hohe Valenz meist auch mit hohem Arousal einher. Emotionale Wortlisten
fanden bislang vorrangig Einsatz in klinischen Studien mit psychisch erkrankten Patienten.
So zeigte sich z.B. bei depressiven Patienten ein verstärktes Lernen negativ gefärbter
Begriffe, einhergehend mit einer verstärkten Aktivierung emotionsrelevanter Hirnareale.
Die individuelle Bewertung emotionaler Begriffe nimmt somit Einfluss auf das Ergebnis
neurokognitiver Testungen. Ziel unseres Projektes war die Generierung einer emotionalen
Wortliste, die zur Erweiterung der Aussagekraft neuropsychologischer Tests in epidemiologischen
Studien eingesetzt werden kann. Material und Methoden: Ausgehend von einer validierten emotionalen Wortliste (Kissler 2007) wurden je 10
Substantive mit positiver, negativer oder neutraler Konnotation ausgewählt. Diese
Wortliste wurde von gesunden zufällig ausgewählten Probanden in zwei Zentren (Leipzig
und Münster) hinsichtlich der Valenz und dem Arousal auf einer ordinalen Skala von
1–9 (angenehm – unangenehm bzw. ruhig – aufregend) bewertet. Unterschiede in den Mittelwerten
wurden mittels ANOVA berechnet. Ergebnisse: In die Studie wurden 52 Teilnehmer eingeschlossen. Die positiven Wörter wurden mit
einer durchschnittlichen Valenz von 7,7±0,6 und einem Arousal von 5,8±0,9 bewertet.
Die 10 negativen Begriffe zeigten eine mittlere Valenz von 2,3±0,4 und ein mittleres
Arousal von 6,3±0,7. Die Mittelwerte der neutralen Wörter waren 5,4±0,9 für die Valenz
und 4,4±0,9 für das Arousal. Sowohl für das Arousal als auch für die Valenz zeigte
sich ein signifikanter Unterschied (p<0,001) hinsichtlich der emotionalen Konnotation.
Diskussion/Schlussfolgerungen: In unserer Stichprobe zeigte sich ein signifikanter Unterschied in der Bewertung
von Valenz und Arousal je nach Wortkategorie (positive vs. negative vs. neutrale Begriffe).
Der Einsatz dieser emotionalen Wortliste als verbales Lernparadigma wird nun im Rahmen
von Langzeitstudien mit psychisch gesunden, depressiven und kognitiv eingeschränkten
Probanden geprüft.