Gesundheitswesen 2010; 72 - V142
DOI: 10.1055/s-0030-1266322

Identifizierung von mit Inflammationsmarkern assoziierten Ernährungsmustern und deren Einfluss auf die Inzidenz der koronaren Herzkrankheit bei Männern mittleren Alters aus der MONICA/KORA-Kohorte

J Meyer 1, A Döring 1, C Herder 2, W Koenig 3, B Thorand 1
  • 1Helmholtz-Zentrum München, Neuherberg
  • 2Deutsches Diabetes-Zentrum Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
  • 3Universitätsklinikum Ulm, Ulm

Einleitung/Hintergrund: Der aktuelle Forschungsstand lässt darauf schließen, dass eine subklinische Entzündung das Auftreten der koronaren Herzkrankheit (KHK) begünstigt. Ziel dieser Studie war die Identifizierung von Ernährungsmustern, die mit Entzündungsmarkern (Interleukin (IL)-6, IL-18 und C-reaktives Protein (CRP)) assoziiert sind. Zudem sollte überprüft werden, ob diese Ernährungsmuster einen Einfluss auf die Inzidenz der KHK haben. Material und Methoden: Die Studienteilnehmer waren Männer im Alter von 45–64 Jahren, die bei der MONICA/KORA S1-Studie (1984/85) oder S3-Studie (1994/95) ein 7-Tage-Ernährungsprotokoll geführt haben und bei denen alle Inflammationsmarker gemessen wurden (n=981). Von ihnen erlitten 101 während der Nachbeobachtungszeit ein akutes Koronarereignis (mediane Nachbeobachtungszeit: 10,3 Jahre). Die Ernährungsmuster wurden mittels reduzierter Rangregression mit 38 Lebensmittelgruppen als Einflussgrößen und IL-6, IL-18 und CRP als Zielgrößen identifiziert. Für die daraus resultierenden Faktoren wurde der Einfluss auf das KHK-Risiko durch Cox-Regression untersucht. Ergebnisse: Es konnte ein Ernährungsmuster identifiziert werden, das signifikant positiv mit CRP (r=0,33; p<0,001), IL-6 (r=0,27; p<0,001) und IL-18 (r=0,08; p=0,016) korreliert ist. Dieses Muster ist durch einen hohen Verzehr von Fleisch, Softdrinks und Bier sowie eine geringe Aufnahme von frischem und gekochten Gemüse, frischem Obst, Schokolade, Backwaren, Vollkornbrot, Müsli, Quark, Kondensmilch, Sahne, Butter, Schalenobst, süßem Brotaufstrich und Tee gekennzeichnet. Durch das Ernährungsmuster kann 5,0% der Variation der Inflammationsparameter erklärt werden. Das KHK-Risiko nimmt mit steigendem Musterscore signifikant zu, auch nach Adjustierung auf bekannte KHK-Risikofaktoren außer dem Rauchstatus (Hazard-Ratio (HR) [95%-Konfidenzintervall (KI)]: 1,3 [1,06; 1,60]; p=0,013). Durch Berücksichtigung des Rauchverhaltens als Kovariable verschwindet der signifikante Effekt (HR [95%-KI]: 1,13 [0,91; 1,41]; p=0,255). Schlussfolgerung/Diskussion: Es konnte ein Ernährungsmuster identifiziert werden, das signifikant mit dem Entzündungsgeschehen assoziiert ist. Jedoch konnte kein unabhängiger Zusammenhang zwischen diesem Muster und dem KHK-Risiko beobachtet werden. Da im Rahmen der Studie nur Männer im Alter von 45–64 Jahren untersucht wurden, müssen weitere Studien zeigen, ob die Ergebnisse auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind.