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DOI: 10.1055/s-0030-1266273
Betriebliche Gesundheitsförderung bei Beschäftigungsträgern
Einleitung: Arbeitslosigkeit ist ein Risikofaktor für die Gesundheit. Zugleich besteht die Schwierigkeit, Arbeitslose für Angebote der Gesundheitsförderung zu gewinnen. Einen möglichen Zugang können Beschäftigungsmaßnahmen darstellen, wie z.B. die Arbeitsgelegenheiten (AGH) nach SGB II. In einem durch das BMBF geförderten Forschungsprojekt (Förderkennzeichen 01EL0709) untersuchen wir, inwiefern Methoden der betrieblichen Gesundheitsförderung auch im Rahmen von AGH praktikabel und wirksam sind. Methode: Entsprechend dem Vorgehen zur Implementierung betrieblicher Gesundheitszirkel wird zunächst in einer konstituierenden Sitzung der Arbeitskreis Gesundheit einberufen, in dem alle organisationsinternen Entscheidungsträger vertreten sind. Den Gesundheitszirkeln vorgelagert durchlaufen die Maßnahmeteilnehmer das psycho-soziale Training „Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit (AktivA)“ (Rothländer, 2009), in dem u.a. soziale Kompetenzen sowie Problemlösetechniken vermittelt werden, die auch für die Arbeit in Gesundheitszirkeln nutzbar sind. Dann werden mittels objektiver und subjektiver arbeitspsychologischer Verfahren (REBA: Pohlandt, Richter & Schulze, 1999; SGA: Richter et. al., 2006; JDS, Hackman & Oldham, 1975) die im Rahmen der Maßnahme ausgeübten Tätigkeiten analysiert. Auf dieser Grundlage entwickeln die Maßnahmeteilnehmer konkrete Umsetzungsmöglichkeiten, um innerhalb des Maßnahmenzeitraums von sechs Monaten eine Steigerung im gesundheitlichen Befinden zu erreichen (Fragebogen KÖPS: Manz, 1998). Der Umsetzungsprozess wird fortlaufend reflektiert. Ergebnisse: Das beschriebene Vorgehen wurde bislang bei fünf Beschäftigungsträgern an insgesamt N=116 Maßnahmeteilnehmern durchgeführt. Weitere N=63 Maßnahmeteilnehmer ohne Teilnahme an den beschriebenen Interventionen dienen als Kontrollgruppe. Die Tätigkeitsanalysen zeigen eine große Bandbreite hinsichtlich der Qualität der angebotenen Tätigkeiten. In den Gesundheitszirkeln spielen insbesondere Themen wie Anerkennung, Berücksichtigung der eigenen Fähigkeiten, Qualifizierung, Gruppenprozesse, Bedeutsamkeit der Aufgabe sowie der Werdegang nach Ablauf der Maßnahme eine Rolle. Bei den Maßnahmeteilnehmern mit Interventionen kommt es im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer signifikanten Verringerung der gesundheitlichen Beschwerden. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass sich Gesundheitszirkel gewinnbringend auf das Setting der Beschäftigungsträger übertragen lassen. Die von den Erwerbslosen erarbeiteten Veränderungen tragen zu einer Steigerung ihres gesundheitlichen Befindens bei und sichern zugleich die Qualität der angebotenen Tätigkeiten.