Hintergrund: In den letzten Jahren deutet sich in Deutschland bei Erwachsenen ein Rückgang des
Tabakkonsums an. Im Vortrag wird berichtet, wie sich in diesem Zusammenhang die Differenzen
zwischen den Bildungsgruppen entwickelt haben. Daten und Methoden: Es werden Daten von vier Gesundheitssurveys, die zwischen 1990 und 2009 mit Erwachsenen
am Robert Koch-Institut durchgeführt wurden, verwendet (n=44170). Im Zeitverlauf kann
die Altersgruppe der 25-bis 69-jährigen durchgängig beobachtet werden (n=36599). Es
werden drei Bildungsgruppen auf Basis der Casmin-Klassifikation differenziert („niedrig“=höchstens
Hauptschule und Lehre, „hoch“=mindestens Fachhochschulabschluss). Zur Beschreibung
des Tabakkonsums in den Bildungsgruppen werden die Rauchquote sowie die Anzahl der
gerauchten Zigaretten verwendet. Alle Analysen werden geschlechtsspezifisch durchgeführt.
Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum zeigten sich ausgeprägte Bildungsdifferenzen im Tabakkonsum
von Männern und Frauen. In der unteren Bildungsgruppe wird im Vergleich zur oberen
Bildungsgruppe nicht nur häufiger, sondern auch intensiver geraucht. Diese Differenzen
zwischen den Bildungsgruppen haben im Untersuchungszeitraum – auch nach Berücksichtigung
von Altersunterschieden – eher zu- als abgenommen. Hinsichtlich der Rauchquote haben
sich die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen bei Frauen im Untersuchungszeitraum
deutlich ausgeweitet. Diese Ausweitung blieb auch bestehen, nachdem für Alters- und
Einkommensdifferenzen statistisch kontrolliert wurde. Bei Männern sind die Differenzen
hinsichtlich der Rauchquote dagegen im gesamten Untersuchungszeitraum stabil geblieben.
Die Menge der täglich konsumierten Zigaretten ist seit 1990 bei Männern und Frauen
in allen Bildungsgruppen rückläufig. Allerdings ist der Rückgang bei Männern und Frauen
mit höherer Bildung deutlich größer als in der unteren Bildungsgruppe. Auch die Ausweitungen
der Differenzen im Ausmaß des Tabakkonsums bleiben bestehen, wenn für Alters- und
Einkommensdifferenzen statistisch kontrolliert wird. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse machen deutlich, dass hinsichtlich des Tabakkonsums weiterhin ein
ausgeprägter Bedarf an zielgruppenspezifischen Präventionsmaßnahmen besteht. So kann
die Ausweitung gesundheitlicher Ungleichheiten beim Tabakkonsum in Deutschland nicht
allein auf die Verschärfung sozialer Ungleichheiten zurückgeführt werden.