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DOI: 10.1055/s-0030-1266215
Entwicklung der Bildungsunterschiede im Tabakkonsum zwischen 1990 und 2008 in Deutschland
Hintergrund: In den letzten Jahren deutet sich in Deutschland bei Erwachsenen ein Rückgang des Tabakkonsums an. Im Vortrag wird berichtet, wie sich in diesem Zusammenhang die Differenzen zwischen den Bildungsgruppen entwickelt haben. Daten und Methoden: Es werden Daten von vier Gesundheitssurveys, die zwischen 1990 und 2009 mit Erwachsenen am Robert Koch-Institut durchgeführt wurden, verwendet (n=44170). Im Zeitverlauf kann die Altersgruppe der 25-bis 69-jährigen durchgängig beobachtet werden (n=36599). Es werden drei Bildungsgruppen auf Basis der Casmin-Klassifikation differenziert („niedrig“=höchstens Hauptschule und Lehre, „hoch“=mindestens Fachhochschulabschluss). Zur Beschreibung des Tabakkonsums in den Bildungsgruppen werden die Rauchquote sowie die Anzahl der gerauchten Zigaretten verwendet. Alle Analysen werden geschlechtsspezifisch durchgeführt. Ergebnisse: Im Untersuchungszeitraum zeigten sich ausgeprägte Bildungsdifferenzen im Tabakkonsum von Männern und Frauen. In der unteren Bildungsgruppe wird im Vergleich zur oberen Bildungsgruppe nicht nur häufiger, sondern auch intensiver geraucht. Diese Differenzen zwischen den Bildungsgruppen haben im Untersuchungszeitraum – auch nach Berücksichtigung von Altersunterschieden – eher zu- als abgenommen. Hinsichtlich der Rauchquote haben sich die Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen bei Frauen im Untersuchungszeitraum deutlich ausgeweitet. Diese Ausweitung blieb auch bestehen, nachdem für Alters- und Einkommensdifferenzen statistisch kontrolliert wurde. Bei Männern sind die Differenzen hinsichtlich der Rauchquote dagegen im gesamten Untersuchungszeitraum stabil geblieben. Die Menge der täglich konsumierten Zigaretten ist seit 1990 bei Männern und Frauen in allen Bildungsgruppen rückläufig. Allerdings ist der Rückgang bei Männern und Frauen mit höherer Bildung deutlich größer als in der unteren Bildungsgruppe. Auch die Ausweitungen der Differenzen im Ausmaß des Tabakkonsums bleiben bestehen, wenn für Alters- und Einkommensdifferenzen statistisch kontrolliert wird. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse machen deutlich, dass hinsichtlich des Tabakkonsums weiterhin ein ausgeprägter Bedarf an zielgruppenspezifischen Präventionsmaßnahmen besteht. So kann die Ausweitung gesundheitlicher Ungleichheiten beim Tabakkonsum in Deutschland nicht allein auf die Verschärfung sozialer Ungleichheiten zurückgeführt werden.