Aktuelle Ernährungsmedizin 2010; 35(6): 267-268
DOI: 10.1055/s-0030-1265920
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Viele Neuerungen: Die Aktuelle Ernährungsmedizin im frischen Gewand

Many New Features: Our Journal „Aktuelle Ernährungsmedizin” in a New GuiseS.  C.  Bischoff1 , C.  Löser2
  • 1Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim Stuttgart
  • 2Medizinische Klinik, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2010 (online)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
geneigte Leserinnen und Leser unserer Zeitschrift,

nach 34 Jahren Existenz der Aktuellen Ernährungsmedizin (AEM) soll sich etwas verändern: Der bisherige Schriftleiter Herr Prof. Dr. med. G. Wolfram geht in den verdienten Ruhestand. Er hat die Geschicke der Zeitschrift über 14 Jahre bestimmt, nachdem er im Jahr 1997 das Amt vom Gründungsherausgeber Prof. Dr. R. Kluthe übernommen hatte. Während dieser langen Zeit hat Herr Prof. Wolfram mit unermüdlichem Engagement Autoren motiviert, Beiträge rekrutiert und redigiert und so die Zeitschrift unter nicht immer einfachen Rahmenbedingungen am Leben gehalten, ja zu einem begehrten Lesestoff bei etwa 3000 Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und darüber hinaus entwickelt. Wir alle freuen uns 6-mal im Jahr, wenn die AEM wieder in der Post ist. Dafür gilt unser besonderer Dank an Herrn Kollegen Wolfram! Bitte lesen Sie auch die besondere Würdigung seiner Person und Arbeit für die AEM auf Seite 273.

Mit einem solchen Personalwechsel stellen sich grundsätzliche strukturelle und organisatorische Fragen an eine Zeitschrift wie die AEM:

Ist eine solche deutschsprachige Zeitschrift noch zeitgemäß? Welche Funktion soll die AEM zukünftig erfüllen? Was können wir tun, damit Zielsetzung und Bestand der Zeitschrift erreicht werden?

Lassen Sie uns diese essenziellen Fragen kurz diskutieren. Allein die Tatsache, dass rd. 4000 Abonnenten die Zeitschrift mögen, wie eine kürzliche Umfrage (s. auch Extrabeitrag in diesem Heft) ergeben hat, ist Grund genug, die erste Frage mit „ja” zu beantworten. Die AEM erfährt ihre Daseinsberechtigung auch dadurch, dass sie das offizielle Organ der DGEM ist und deren Angelegenheiten im sog. Mantelteil regelmäßig publiziert. Wir sehen aber auch eine gesellschaftsunabhängige Daseinsberechtigung der AEM, neben den ausschließlich englischsprachigen Fachzeitschriften, um den anwendungsnahen und praxisorientierten Kollegen und Fachkräften eine Informationsquelle in der Landessprache anzubieten. Dies schließt nicht aus, dass wir auf Wunsch der Autoren auch englischsprachige Beiträge annehmen. Neben der DGEM wird die AEM auch getragen von den Fachgesellschaften der deutschsprachigen Nachbarländer, der österreichischen Arbeitsgemeinschaft Klinische Ernährung (AKE) und der Gesellschaft für klinische Ernährung der Schweiz (GESKES), sowie von der Deutschen Akademie für Ernährungsmedizin (DAEM), die seit vielen Jahren Pionierarbeit im Bereich Fort- und Weiterbildung in der Ernährungsmedizin geleistet hat. Auch sind wir stolz, dass sich ab 2011 die Liste der Organschaften um den Bund Deutscher Ernährungsmediziner (BDEM) erweitert und würden uns freuen, wenn auch bald die anderen Institutionen, die die wichtigsten Berufsgruppen vertreten, welche mit Ernährungsmedizin zu tun haben, die AEM zu ihrem offiziellen Organ ernennen, nämlich die Ernährungswissenschaftler und Ökotrophologen, welche durch den Verband der Ökotrophologen (VDOe) vertreten sind, und die Gruppe der Diätassistentinnen, die im Verband der Diätassistentinnen (VDD) organisiert sind.

Die Leserumfrage, deren Ergebnisse Sie auf Seite 269 nachlesen können, ergab, dass nicht nur die deutsche Sprache begrüßt, sondern auch und insbesondere Fort- und Weiterbildung in der Zeitschrift erwartet wird. Deshalb werden wir ab Heft 1 / 2011 neben Originalartikeln und Übersichtsarbeiten eine Rubrik CME einführen, die von der Ärztekammer zertifiziert ist und den Ärzten unter Ihnen Zertifizierungspunkte anbietet. Den Bereich CME wird zukünftig Herr Prof. Dr. med. Löser federführend betreuen, während Herr Prof. Dr. med. Bischoff sich um alle anderen Teile der Zeitschrift kümmern wird. Beide werden unterstützt von 16 Associate Editors / Mitherausgebern und einem verjüngten Advisory Board, dem 30 Fachleute aus allen Bereichen der Ernährungsmedizin angehören. Allen Kolleginnen und Kolleginnen, die hier ihre aktive Mitarbeit zugesagt haben, sei herzlich gedankt!

Darüber hinaus wird es 2 neue Rubriken geben, in denen renommierte Fachleute ihre persönliche Meinung zu einer Thematik kundtun können: den etwas ausführlicheren „Viewpoint” und den kürzer gehaltenen, fokussierten „Kommentar”. Diese kurzen Beiträge unterliegen nicht dem klassischen „Peer-review”-Verfahren anderer Artikel, sie werden allein einer „editorial decision” unterzogen und können auf Einladung wie auf Autoreninitiative erfolgen. Alle diese Veränderungen haben neue Autorenrichtlinien obligat gemacht, welche auf Seite 330 oder im Internet unter www.thieme.de/fz/akternmed-autorenhinweise.html nachzulesen sind.

Was können wir tun, damit Zielsetzung und Bestand der Zeitschrift erreicht werden? Im 1. Heft der AEM von 1976 schreibt der damalige Herausgeber Prof. Dr. R. Kluthe: „Trotz ihrer grundsätzlichen Bedeutung haben Ernährungstherapie und -prophylaxe den ihnen angemessenen Stellenwert in Klinik und Praxis noch nicht erlangt. Erstes Ziel der Zeitschrift ,Aktuelle Ernährungsmedizin‘ ist, dies durch gezielte, praktisch orientierte Information zu vermitteln. Dabei sollen Hefte unter speziell wichtige Themen gestellt und durch erfahrene Editoren oder Gasteditoren gestaltet werden. Die Zeitschrift wendet sich in erster Linie an Ärzte in Klinik und Praxis. Darüber hinaus soll die Zeitschrift aber auch Informationsorgan für Fachpersonal sein, das direkt oder indirekt mit der Durchführung von ernährungstherapeutischen Maßnahmen befasst ist. Dies gilt für Diätassistentinnen, Diätküchenleiter, Ernährungsberaterinnen, Ökotrophologen und das Pflegepersonal …” (Aktuel Ernahrungsmed 1976; 1: 1).

Dieses Geleitwort zum 1. Heft hat bis heute Gültigkeit, sowohl was die Voraussetzungen der Ernährungsmedizin (leider) als auch was die Zielsetzung der Zeitschrift angeht. Die AEM ist ihren Intentionen stets treu geblieben und wird es auch in Zukunft sein. Deshalb ist die damalige Feststellung, wie diese Ziele erreicht werden können, auch bis heute richtig: Nur durch Integration aller an der Ernährungsmedizin beteiligten Berufsgruppen von der Forschung über die Weiterbildung bis hin zu der klinisch-praktischen Durchführung haben wir eine Chance, das Fach wie die Zeitschrift in der Medizin fest zu verankern. Deshalb ist es unser Bestreben, die Anzahl der beteiligten Organschaften zu erweitern und darauf zu achten, dass möglichst viele Berufsgruppen unter den Associate Editors und dem Editorial Board vertreten sind.

Wir hoffen, dass wir durch eine ausgewogene Mischung von Übersichten und Originalarbeiten, Gesellschaftsnachrichten und Publikationsbesprechungen, CME-Fortbildungstexten und persönlichen Viewpoints und Kommentaren Ihre Zuneigung erwerben und erhalten können und darüber hinaus viele von Ihnen auch zur aktiven Mitarbeit bewegen können, indem Sie uns Beiträge schicken oder zur Beurteilung eines Beitrags zur Verfügung stehen. Nur durch diese gegenseitige Unterstützung wird es gelingen, das Projekt AEM auch weiter in eine positive Zukunft zu führen.

Das 1. Heft unter neuer Ägide ist dem Thema Nahrungsmittelallergien gewidmet. Zunächst wird das Thema in 3 anwendungsnahen Übersichtsarbeiten von erfahrenen Praktikerinnen aus ernährungsmedizinischer Sicht beleuchtet: Frau Dr. Reese stellt die diätetischen Empfehlungen zur Allergieprävention dar, Frau Dipl. oec. troph. Schäfer die Diagnostik und Frau Dipl. oec. troph. Körner die Therapie von Nahrungsmittelallergien. Dann wird in Originalarbeiten über die aktuelle Erdnussallergiestudie der Charité Berlin, die Funktion von IgG bei der Aktivierung von Mastzellen sowie die Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen berichtet. Schließlich kommentiert der Arzt PD Dr. Kleine-Tebbe aus Berlin die gerade aktualisierten deutschen Leitlinien zur Nahrungsmittelallergie sowie Dr. Arends aus Freiburg den Einsatz von Mehrflaschen- oder All-In-One-Konzepten bei der Einleitung einer ambulanten parenteralen Ernährung. Aus organisatorischen Gründen war es noch nicht möglich, in das Heft 6 / 2010 einen CME-Artikel aufzunehmen. Stattdessen präsentieren wir eine äußerst lesenswerte wissenschaftstheoretische Arbeit zum Thema EBM in der Ernährungswissenschaft und Ernährungsmedizin von Dr. Ströhle und Prof. Hahn vom Institut für Lebensmittelwissenschaft und Humanernährung der Leibniz-Universität Hannover. Darüber hinaus finden Sie die gewohnten Rubriken „Für Sie kommentiert, notiert und gelesen” sowie die Gesellschaftsnachrichten der DGEM. Bitte nehmen Sie auch die aktualisierten Richtlinien für Autoren zur Kenntnis. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen.

Stephan C. Bischoff, Herausgeber

Christian Löser, Mitherausgeber

Prof. Dr. Stephan C. Bischoff

Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim

Fruwirthstraße 12

70593 Stuttgart

eMail: bischoff.stephan@uni-hohenheim.de

Prof. Dr. Christian Löser

Medizinische Klinik, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel

Hansteinstraße 29

34121 Kassel

eMail: chr.loeser@rkh-kassel.de

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