Pneumologie 2010; 64(10): 613
DOI: 10.1055/s-0030-1265705
Pneumo-Fokus

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Asthma bronchiale - Thermoplastie verbessert den klinischen Verlauf

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Publication Date:
11 October 2010 (online)

 

Die Thermoplastie ist ein klinisch effektives Verfahren, um den Krankheitsverlauf bei schwerem Asthma bronchiale zu stabilisieren. Eine Verbesserung der Lebensqualität ist nachweisbar. M. Castro et al. haben dieses Verfahren erstmals placebokontrolliert bei Patienten mit therapierefraktärem Krankheitsbild geprüft. Am J Respir Crit Care Med 2010; 181: 116-124

Bei der Thermoplastie wird endoskopisch versucht, durch Hitzeeinwirkung auf die Bronchialstruktur die glatte Muskulatur nachhaltig zu relaxieren und damit die Obstruktionsneigung beim chronischen Asthma bronchiale zu verbessern. Vorübergehend kommt es nach einem Behandlungszyklus zu einer Verschlimmerung der Beschwerden. Der positive Effekt tritt erst nach einer Latenzzeit auf. Aufgrund dieser Problematik gab es bisher Schwierigkeiten, den Langzeitnutzen des Verfahrens festzustellen.

Bei 288 Patienten mit fortgeschrittenem Asthma bronchiale, das sich zudem als therapierefraktär erwies, wurde das Verfahren placebokontrolliert eingesetzt. Für den Patienten und den nachbehandelnden Arzt blieb bei 3 Bronchoskopien in Serie nicht erkennbar, ob entweder die Thermoplastie eingesetzt oder aber nur konventionell bronchoskopiert worden war. Primärer Endpunkt der Studie war die Auswirkung des Verfahrens auf einen Asthma bronchiale-spezifischen Score zur Ermittlung der Lebensqualität (AQLQ: Asthma Quality of Life Questionnaire). Der Score wurde 3, 6, 9 und 12 Monate nach der Behandlung ermittelt. Zielparameter war der über alle Messpunkte gemittelte Scorewert. Als Responder galten Patienten mit einer positiven Veränderung des Scores um mindestens 0,5 Punkte. Sekundäre Parameter bezogen sich auf den klinischen Verlauf der Erkrankung. Dabei wurden typische Probleme des Asthmas, wie Exazerbationen, respiratorische Infekte und Notfallbehandlungen, erfasst. Die im AQLQ-Score ermittelte Lebensqualität der Patienten wurde durch die Thermoplastie verbessert. 79 % der Thermoplastiepatienten und 64 % der Placebopatienten erfüllten das Responderkriterium. In der Nachbeobachtung wiesen die Behandelten deutlich weniger Exazerbationen auf (1,3 vs. 3,9 pro Jahr und Fall), sie hatten eine reduzierte Notfallbehandlungsrate (0,07 vs. 0,43 pro Jahr und Fall) und weniger Fehltage am Arbeitsplatz (1,3 vs. 3,9 pro Jahr und Fall). Auffallend war dabei, dass die Thermoplastie keinen Einfluss auf die Rate der nachweisbaren respiratorischen Infektionen hatte. Deshalb bleibt für die Autoren der Mechanismus, durch den die Thermoplastie zu einer klinischen Langzeitverbesserung beiträgt, in wesentlichen Punkten noch offen.

Bronchusveränderung mit Schleimhautobstruktion und Curschmann-Spirale (Bild: Riedel et al. Allgemeine und spezielle Pathologie, Thieme 2004).

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