Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P122
DOI: 10.1055/s-0030-1265462

Ändert interprofessionelles Lernen das Teamverhalten in der Palliativversorgung alter Menschen? Messung curriculärer Effekte auf Pflegeschüler und Medizinstudenten durch einen pragmatischen RCT.

JM Just 1, C Schulz 2, M Bongartz 1, M Schnell 1
  • 1Intitut für Ethik und Kommunikation im Gesundheitswesen, Universität Witten/Herdecke, Witten, Germany
  • 2Interdisziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinik Düsseldorf, Düsseldorf, Germany

Hintergrund: Die Palliativversorgung alter Menschen gerät angesichts der zu erwartenden demographischen Entwicklung immer mehr in den Focus der Aufmerksamkeit (WHO, nationale Regierungen). Interprofessionelle Ausbildung kann helfen die Qualität der Versorgung am Lebensende zu verbessern. Allerdings ist deren Effizienz bisher nicht empirisch belegt, es existieren lediglich Selbsteinschätzungsstudien zur Verhaltensänderung.

Methode: Wir nutzten einen randomisierten, einfach verblindeten, kontrollierten Studienaufbau um das interprofessionelle Verhalten prä und post Intervention (interprofessionelles Seminar: „Palliativversorgung alter Menschen“) zu testen.

Eine Vergleichsgruppe erhielt relevante Seminarinformationen in Papierform.

(Studiengruppe n=20 Medizinstudenten, n=20 Krankenpflegeschüler. Fachheterogene Zweierteams bearbeiteten prä- und postinterventionell eine Fallgeschichte, und trafen darauf bezogen Zielvereinbarungen. Dabei wurden sie gefilmt. Das Material wurde von unabhängigen Ratern auf qualitative (Qualität der Zielvereinbarungen), und quantitative Kriterien (Gesprächsinitiation, Unterbrechungen, Redezeit sowie Anzahl ausgetauschter Informationseinheiten) hin geprüft.

Resultat: Die Qualität der Zielvereinbarungen nahm in beiden Gruppen zu (untersuchte Kategorien n=6, p-range=Interventionsgruppe: 0,001–0,630; Kontrollgruppe: 0,001–0,888). Unterbrechungen und Gesprächsanteile: keine Veränderungen. Die Initiationsrate von Gesprächen durch Pflegeschüler stieg deutlich (p=0,0007). Die Zahl der ausgetauschten Informationseinheiten stieg in beiden Gruppen an (Interventionsgruppe: t1=9,65 (SD±1,79), t2=12,35 (SD±1,87) p=0,001; Kontrollgruppe: t1=8,75 (SD±2,59), t2=11,75 (SD±2,22) p=0,001).

Schlussfolgerung: Wir konnten moderate Veränderungen im Kommunikationsstil feststellen. Die genutzte Evaluationsmethode erwies sich als problematisch, allerdings scheint sie Wert als Lehrmethode zu besitzen und sollte dahingehend weiter untersucht werden.