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DOI: 10.1055/s-0030-1265454
Vermittlung palliativmedizinischer Kenntnisse im Medizinstudium – eine Befragung bei Studierenden zu Beginn des Praktischen Jahres
Einleitung: Bis heute ist die Palliativmedizin an der Mehrzahl der deutschen Universitäten kein Pflichtfach. Die Approbationsordnung sieht seit dem 1.8.2009 die Einführung als Querschnittsbereich bis 2013 vor. Im Vorfeld hatte der Medizinische Fakultätentag Einspruch erhoben; die palliativmedizinische Ausbildung sei bereits jetzt gewährleistet. Ziel unserer Untersuchung war es, einen Überblick über Ausbildungserfahrungen und Kenntnisstand von Studierenden zu Beginn des Praktischen Jahres (PJ) zu erhalten.
Methodik: Ein elektronischer Fragebogen wurde an PJ-Studierende zweier Universitäten zu Beginn des PJ versandt. Er bestand aus 10 Fragen zur Selbstbeurteilung der palliativmedizinischen Kenntnisse sowie aus 21 Wissensfragen anhand kasuistischer Beispiele. Zugrunde lag ein an der Universität Wisconsin entwickeltes palliativmedizinisches Examen und ein an der Universität Bonn entwickeltes Fragenmodul.
Ergebnisse: Insgesamt 101 Studierende nahmen an der Befragung teil (Mainz: 76 von 155, Göttingen: 25 von 163).
Göttingen (trifft eher zu/trifft zu) |
Mainz (trifft eher zu/trifft zu) |
|
Sicherheit in der medik. Schmerztherapie |
6 von 25 (24%) |
52 von 76 (68%) |
Sicherheit in der Symptomkontrolle |
10 von 25 (40%) |
35 von 76 (46%) |
Sicherheit in der Kommunikation |
9 von 25 (36%) |
32 von 76 (42%) |
Sicherheit in der Begleitung sterbender |
3 von 25 (12%) |
17 von 76 (14%) |
Konnte im Studium Kenntnisse und |
5 von 24 (21%) |
19 von 71 (27%) |
Palliativmedizin sollte Pflichtfach sein |
22 von 24 (92%) |
67 von 71 (94%) |
Durchschnittlich richtige Antworten bei 21 Wissensfragen zu palliativmedizinischem Wissensstand und daraus gebildeten Unterscores (Mittelwert/Prozent) |
Göttingen |
Mainz |
Kasuistiken gesamt (n=21) |
7,6 (36%) |
9,6 (46%) |
Schmerz (n=12) |
3,8 (32%) |
5,9 (49%) |
Psychosoz. Aspekte (n=4) |
2,2 (55%) |
2,2 (55%) |
Symptomkontrolle (n=4) |
0,9 (23%) |
1,1 (28%) |
Schlussfolgerung: In beiden Universitäten schätzt sich deutlich weniger als die Hälfte der Studierenden bezogen auf fast alle Aspekte der Palliativmedizin als sicher ein. Die niedrige Selbsteinschätzung wird durch die geringe Quote richtig beantworteter Wissensfragen bestätigt. Fast alle Teilnehmer der Befragung befürworten die Einführung der Palliativmedizin als Pflichtfach.