Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P114
DOI: 10.1055/s-0030-1265454

Vermittlung palliativmedizinischer Kenntnisse im Medizinstudium – eine Befragung bei Studierenden zu Beginn des Praktischen Jahres

M Weber 1, S Schmiedel 2, B Alt-Epping 3, F Nauck 3
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Interdisziplinäre Einrichtung f. Palliativmedizin, Mainz, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Mainz, Germany
  • 3Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Palliativmedizin, Zentrum Anästhesiologie-, Rettungs- u. Intensivmedizin, Göttingen, Germany

Einleitung: Bis heute ist die Palliativmedizin an der Mehrzahl der deutschen Universitäten kein Pflichtfach. Die Approbationsordnung sieht seit dem 1.8.2009 die Einführung als Querschnittsbereich bis 2013 vor. Im Vorfeld hatte der Medizinische Fakultätentag Einspruch erhoben; die palliativmedizinische Ausbildung sei bereits jetzt gewährleistet. Ziel unserer Untersuchung war es, einen Überblick über Ausbildungserfahrungen und Kenntnisstand von Studierenden zu Beginn des Praktischen Jahres (PJ) zu erhalten.

Methodik: Ein elektronischer Fragebogen wurde an PJ-Studierende zweier Universitäten zu Beginn des PJ versandt. Er bestand aus 10 Fragen zur Selbstbeurteilung der palliativmedizinischen Kenntnisse sowie aus 21 Wissensfragen anhand kasuistischer Beispiele. Zugrunde lag ein an der Universität Wisconsin entwickeltes palliativmedizinisches Examen und ein an der Universität Bonn entwickeltes Fragenmodul.

Ergebnisse: Insgesamt 101 Studierende nahmen an der Befragung teil (Mainz: 76 von 155, Göttingen: 25 von 163).

Tab.1: Selbsteinschätzung (ohne missing data)

Göttingen (trifft eher zu/trifft zu)

Mainz (trifft eher zu/trifft zu)

Sicherheit in der medik. Schmerztherapie

6 von 25 (24%)

52 von 76 (68%)

Sicherheit in der Symptomkontrolle

10 von 25 (40%)

35 von 76 (46%)

Sicherheit in der Kommunikation

9 von 25 (36%)

32 von 76 (42%)

Sicherheit in der Begleitung sterbender
Patienten

3 von 25 (12%)

17 von 76 (14%)

Konnte im Studium Kenntnisse und
Erfahrungen erwerben

5 von 24 (21%)

19 von 71 (27%)

Palliativmedizin sollte Pflichtfach sein

22 von 24 (92%)

67 von 71 (94%)

Tab.2: Korrekte Antworten (Mittelwert/Prozent. Anteil)

Durchschnittlich richtige Antworten bei 21 Wissensfragen zu palliativmedizinischem Wissensstand und daraus gebildeten Unterscores (Mittelwert/Prozent)

Göttingen

Mainz

Kasuistiken gesamt (n=21)

7,6 (36%)

9,6 (46%)

Schmerz (n=12)

3,8 (32%)

5,9 (49%)

Psychosoz. Aspekte (n=4)

2,2 (55%)

2,2 (55%)

Symptomkontrolle (n=4)

0,9 (23%)

1,1 (28%)

Schlussfolgerung: In beiden Universitäten schätzt sich deutlich weniger als die Hälfte der Studierenden bezogen auf fast alle Aspekte der Palliativmedizin als sicher ein. Die niedrige Selbsteinschätzung wird durch die geringe Quote richtig beantworteter Wissensfragen bestätigt. Fast alle Teilnehmer der Befragung befürworten die Einführung der Palliativmedizin als Pflichtfach.