Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P99
DOI: 10.1055/s-0030-1265441

Zusammenhang zwischen Symptomprävalenz und Betreuungsaufwand bei Patienten des Ambulanten Palliativteams Jena

E Gaser 1, A Gellert 1, A Koch 1, W Meißner 1, 2, U Wedding 1
  • 1Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin II, Palliativmedizin, Jena, Germany
  • 2Universitätsklinikum Jena, Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie, Schmerztherapie, Jena, Germany

Fragestellung: Seit dem 1.3.2007 betreut ein ärztlich und pflegerisch besetztes Palliativteam Patienten in Palliativsituation in Jena. Wir analysierten, ob es einen Zusammenhang zwischen dem initialen Symptommuster und dem Bereuungsaufwand gibt.

Methodik: Bei Betreuungsbeginn durch das ambulante Palliativteam beurteilen die Patienten Vorhandensein und Schweregrad von 16 Symptomen nach folgendem Score 0=nicht vorhanden, 1=leicht, 2=mittel und 3=stark. Während der Betreuung durch das Team wurden die Anzahl der Kontakte (Hausbesuche und Telefonate in Regel- und Bereitschaftszeit), die Zeitdauer der Kontakte und die Dauer der Betreuung (Einschluss bis Tod) dokumentiert. Zusammenhänge zwischen den Variablen wurden durch eine Faktorenanalyse mit Varimaxrotation untersucht.

Ergebnis: In der Zeit vom 1.3.2007 bis 31.12.2009 wurden 221 Betreuungen abgeschlossen. Die Faktorenanalyse ergab 10 Faktoren, die 80,6% der Gesamtvarianz aller 27 Eingabevariablen aufklärten.

Ein genereller Zusammenhang zwischen Symptomschwere und Betreuungsdauer konnte nicht beobachtet werden, allerdings waren Desorientiertheit/Verwirrtheit mit einer kürzeren Betreuungszeit verbunden. Übelkeit, Erbrechen, Schwäche und Depressionen führten zu gehäuften Telefonaten und Hausbesuchen. Versorgungsprobleme, Überforderung der Familie, Angst und Desorientiertheit waren mit gehäuften Telefonaten – vor allem in der Rufbereitschaft – assoziiert, während Luftnot und Appetitmangel längere Hausbesuchszeiten nach sich zogen.

Schlussfolgerungen: Patienten, die unter Verwirrtheit und Desorientiertheit leiden, wiesen kürzere Betreuungszeiten auf. Unterschiedliche Symptome ziehen einen unterschiedlichen qualitativen und quantitativen Betreuungsaufwand nach sich. Schmerz, eines der häufigsten Symptome in der Palliativmedizin, war nicht mit erhöhtem Betreuungsaufwand assoziiert. Überforderung der Angehörigen, aber auch Angst binden Kapazitäten in der Rufbereitschaftzeit.