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DOI: 10.1055/s-0030-1265431
Umgang mit Sterben, Tod und Trauer im Klinikalltag. Eine qualitative Studie mit Ärzten/innen an einem Universitätsklinikum
Fragestellung: Die Betreuung sterbender Patienten ist eine wesentliche ärztliche Aufgabe im Klinikalltag. Bislang gibt es nur wenig systematische Forschung über das Erleben des Todes von Patienten bei Ärzten. Dies betrifft sowohl die Erfahrung der Grenzen des professionellen Könnens und die Konfrontation mit der eigenen Endlichkeit als auch die Aktualisierung eigener Trauer und zukunftsbezogener Ängste bei der Betreuung sterbender Patienten. Fragestellung der Studie war daher wie Ärzte ihre Rolle bei der Betreuung sterbender Patienten wahrnehmen, welche Belastungen auftreten und welche Strategien beim Coping verwendet werden.
Methodik: 30 Ärzte/-innen wurden in problemzentrierten qualitativen Interviews zu ihrem Umgang mit Trauer, Sterben und Tod im Klinikalltag befragt. Die qualitativen Daten wurden mittels der integrativen texthermeneutischen Analysemethode ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigen, dass Sterben, Tod und Trauer in der ärztlichen Lebenswirklichkeit „strukturell keinen Ort“ haben, wie es in einem Interview formuliert wird. Gleichzeitig ist der Tod Teil der (alltäglichen) ärztlichen Lebenswirklichkeit, und der Umgang mit Sterben und Tod „genuiner Bestandteil des Arztberufes seit Beginn der Medizin“. In diesem Spannungsfeld bewegt sich der ärztliche Umgang mit Sterben, Tod und Trauer im beruflichen Klinikalltag.
Das Fehlen eines „strukturellen Ortes“ manifestiert sich im untersuchten Textmaterial in acht verschiedenen Dimensionen, nämlich der räumlichen, zeitlichen, sprachlichen, emotionalen, kommunikativen, phänomenologischen, ethischen und edukativen Dimension.
Verschiedene Konzepte konnten extrahiert werden, die veranschaulichen, wie Ärzte/innen Sterben, Tod und Trauer vor diesem Hintergrund in ihren Berufsalltag integrieren.
Schlussfolgerung: Die Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben, Tod und Trauer muss Eingang finden sowohl in die medizinische Ausbildung als auch in die verschiedenen Bereiche der täglichen Stations- und Klinikarbeit.