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DOI: 10.1055/s-0030-1265427
Motivational Interviewing als neuer Ansatz in der Gesprächsführung
Die Gesprächsführung in der Palliativmedizin orientiert sich weitgehend am Konzept der klientenzentrierten Gesprächspsychotherapie im Anschluss an ROGERS und dem ihr nahestehenden kommunikationspsychologischen Modell des „Miteinander Redens“ von SCHULZ VON THUN aus den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Bislang nahezu unbeachtet blieb dagegen der Ansatz des „Motivational Interviewing“ (MI) von MILLER/ROLLNICK. Ursprünglich entwickelt für die Arbeit mit Abhängigkranken, wird es im angelsächsischen Raum mittlerweile angewendet auch in der Begleitung schwer kranker und sterbender Menschen. TAUSCH, als einer der Gründerväter der klientenzentrierten Gesprächsführung im deutschsprachigen Raum, sieht MI als eine Weiterentwicklung. Denn es geht nicht nur um das Bemühen um eine wertschätzende, einfühlende und kongruente Grundhaltung, sondern bei MI kommen auch ganz direktive Mittel wie Informationen und Hinweise zum Einsatz. Im Zentrum stehen der therapeutisch angemessene Umgang zum einen mit Widerstand, der als Gradmesser der Güte der Interaktion von Therapeut und Patient interpretiert wird, sowie zum anderen der Umgang mit Ambivalenzen bzw. ambivalenten Einstellungen gegenüber Verhaltensänderungen, z.B. wenn die Patientin fragt: „Hat diese Chemotherapie wirklich Sinn?“ oder „Soll ich wirklich, wo ich sonst mit Kirche nichts zu habe, mit dem Pastor reden?“ oder der Patient eine Schmerztherapie nach Stufe 2 oder 3 des WHO-Stufenschemas vehement ablehnt mit dem Hinweis „Ich möchte nicht noch vom Morphium abhängig werden“.