Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P82
DOI: 10.1055/s-0030-1265426

Sterben Erkennen und Kommunizieren als Herausforderung in der häuslichen Palliativversorgung

S Pleschberger 1, C Wenzel 1, D Lindner 1
  • 1Universität Klagenfurt, Interdisziplinäre Fakultät für Forschung und Fortbildung, Palliative Care und OrganisationsEthik, Wien, Austria

Fragestellung: Mit der Einführung von klinischen Versorgungspfaden für die letzte Lebensphase erhält das Erkennen des Sterbens besondere Relevanz. In der Praxis wird die „Diagnose Sterben“ häufig sehr spät gestellt, auch ist die Kommunikation darüber gegenüber Betroffenen bzw. ihren Angehörigen oft nicht hinreichend. Palliative Care und Hospizarbeit sind Konzepte, mit denen solche Defizite abgebaut werden sollen. Wie wird in der Praxis häuslicher Palliativversorgung mit den Herausforderungen rund um das Erkennen und Kommunizieren des Sterbens umgegangen?

Methode: Basierend auf einem ethnografischen Ansatz wurde die ärztliche und pflegerische Betreuung in einem mobilen Hospiz- und Palliative Care Dienst fallbezogen (N=15) von Beginn an bis nach dem Tod der Betroffenen beobachtet. Interviews mit Professionellen und Angehörigen, eine Dokumentationsanalyse sowie die Beobachtung von Teamsitzungen ergänzten die Datenerhebung. Sampling sowie Analyse erfolgten nach Grounded Theory.

Ergebnis: Das Erkennen des Sterbens wird in der häuslichen Palliativversorgung in besonderer Weise von den sozialen Beziehungen der beteiligten Akteure geprägt. Es wurde auch ein breites Spektrum an Formen und Möglichkeiten der Kommunikation des Sterbens mit den verschiedenen Beteiligten sowie deren Grenzen beobachtet. Folgende Aspekte beeinflussen das Erkennen in der häuslichen Versorgung: die Bedeutung des Sterbeortes für die beteiligten Akteure, Kommunikationskultur über das Sterben bei den Betroffenen und ihren Angehörigen sowie die Betroffenheit auf Seiten der Professionellen.

Schlussfolgerung: Beim Erkennen des Sterbens handelt es sich um einen komplexen sozialen Prozess, der nicht auf eine klinische Diagnose auf Basis körperlicher Symptome reduziert werden kann. Das Beziehungsgefüge zwischen Professionellen, Betroffenen und ihren Angehörigen rückt damit stärker in den Vordergrund als dies in der bisherigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung der Fall war.