Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P80
DOI: 10.1055/s-0030-1265424

Kunsttherapeutische Intervention auf der Palliativstation. Ein Fallbericht zur Verbesserung der Beziehungsqualität in einem Drei-Generationen-Konflikt

AC Weigle 1, O Schmalz 1
  • 1HELIOS Klinikum Wuppertal – Klinikum der privaten Universität Witten/Herdecke, Abteilung für Palliativmedizin, Wuppertal, Germany

Einleitung: Künsterlische Therapien haben für ein multiprofessionelles Therapiekonzept einen hohen Stellenwert. Unter dem Aspekt einer ganzheitlichen Begleitung kann die Kunsttherapie dort den Dialog in Gang setzen, wo die bewusste Sprache versagt. Wir schildern einen Fall, bei dem mithilfe von Bildern Konflikte erkannt und überwunden werden konnten.

Problem: Die 8-jährige Tochter einer 40-jährigen Patientin mit Glioblastom wird von der Großmutter versorgt und erzogen, aber auch sehr verwöhnt. Die Patientin ist eifersüchtig auf diese Beziehungsqualität und reagiert auf ihre Außenseiterrolle mit Schuldgefühlen und Wut. Infolge ihrer wachsenden Aggressivität entwickelt das Kind Angst vor seiner Mutter und reagiert mit Ablehnung und Trotz. Die Belastungsgrenzen sind auch angesichts des progredienten Krankheitsverlaufs weit überschritten. Die Großmutter kann ihren Rollenerwartungen nicht mehr gerecht werden. Aufgrund von Kommunikationsschwierigkeiten sind verbale Lösungsansätze gescheitert.

Methode: Durch Farben, Formen und Motive sowie einer eigenen Symbolik waren die Beteiligten in der Lage, ihre innewohnenden Themen, Konfliktfelder und Bedürfnisse in Bildern darzustellen. Dabei steht das innere wie das äußere, sichtbare Bild der Ursprünglichkeit des Gefühls immer näher als das gesprochene Wort. Durch die Konfrontation mit dem eigenen Bild erhalten die Bildinhalte Sinn und Bedeutung.

Ergebnis und Schlussfolgerung: Bilder leiten Bewusstseins- und Erkenntnisprozesse ein, durch die Veränderungen möglich werden und geben Anhaltspunkte für eine Ressourcenaktivierung auf physischer, psychischer, sozialer und spiritueller Ebene. Im vorliegenden Fall gelang es, die unerfüllten Sehnsüchte zwischen Mutter und Tochter durch Sensibilisierung und punktuellen Rückzug der Großmutter in gefühlte Nähe und eine wieder gewonnene Zärtlichkeit zu verwandeln. Der Fall zeigt, aus unserer Sicht, die enormen Potentiale die Kunsttherapeutischer Begleitung in der Palliativmedizin hat.