Fragestellung: Es wurde vielfach diskutiert, welche Schwierigkeiten damit verbunden sind, aus einer
Patientenverfügung (PV) die tatsächlichen Wünsche eines Patienten für End-of-life-Care
(EoLC) zu extrahieren. Bislang wurde aber nicht untersucht, inwiefern Patienten überhaupt
ihre tatsächlichen Wünsche für EoLC in ihrer PV niederlegen. Ziel dieser Studie ist
es, dies anhand eines Mixed-Method-Verfahrens zu analysieren.
Methodik:
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Halbstandardisierte Leitfadeninterviews (INT),
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Semantische und Wertanalyse von PV und transkribierten INT,
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Triangulation. Kategorisierung mit Software MAXQDA 2007.
Ergebnisse: Insgesamt 53 INT (20 Gesunde, 17 chronisch Kranke und 16 Palliativpatienten); Alter:
MW 63,2 Jahre (55–70 Jahre), 34% männlich. INT-Dauer MW 22:48 Min (11:37–63:10 Min).
Es konnten verschiedene Inkongruenzen zwischen den in den INT ausgedrückten Wünschen
für EoLC und den Inhalten der PV aufgezeigt werden. Diese Inkongruenzen betrafen u.a.
die Reichweite, das Spektrum der abgelehnten oder eingeforderten Maßnahmen, Pflege-/Sterbeort
und Benennung von Vorsorgebevollmächtigten. Der Einsatz von standardisierten Formularen
ging oft mit einem Mangel an Personalisierung/Individualisierung einher, Multiple-Choice-Antworten
in Formularen waren widersprüchlich zu den Angaben im INT. Einige PV waren widersprüchlich
in sich selbst oder ließen wichtige persönliche Informationen vermissen, die im INT
klar geäußert wurden. Gruppenunterschiede werden dargestellt.
Schlussfolgerung: Patienten mit detaillierten Vorstellungen für EoLC verfassen nicht notwendigerweise
detaillierte Patientenverfügungen. Eine Reihe typischer Probleme konnte identifiziert
werden, die von Bedeutung für den praktischen Diskurs sind und wichtige Hinweise für
Berater und Informationsplattformen geben.
Gefördert durch DFG, Nr. NA 780/1–1