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DOI: 10.1055/s-0030-1265416
Hat Ihnen jemand beim Erstellen Ihrer Patientenverfügung geholfen? Eine qualitative Untersuchung
Fragestellung: Die Erstellung einer Patientenverfügung (PV) ist mit einem hohen Maß an Selbstverantwortung für den Verfasser (VF) verbunden, muss er doch komplexe medizinische Situationen antizipieren. In der Literatur wird oft auf den Hausarzt als wichtigste Instanz zur Beratung bei Erstellung einer PV verwiesen. Es ist aber wenig bekannt darüber, ob sich VF tatsächlich beraten lassen und inwieweit auf ärztlicher Seite Bereitschaft zur Beratung vorhanden ist. Ziel der Studie war es herauszufinden ob, von wem und in welcher Form Hilfestellung beim Verfassen der PV geleistet und wie dies begründet wurde.
Methodik: Semistrukturierte Interviews (INT) mit Gesunden (GE), chronisch Kranken (KR) und Palliativpatienten (PA). INT enthielt Fragen zur Beratung bei Erstellung der PV. Einschlusskriterien: Alter 55–70 Jahre; PV ≥3 Monate. Die INT wurden transkribiert und anhand eines induktiv erstellten Kategoriensystems analysiert.
Ergebnis: Insgesamt 53 INT (GE n=20, KR n=17, PA n=16). Geschlecht: 18 ♂. Alter: MW 63,2±4,4 Jahre (55–70). Professionelle Beratung bei 12 VF (Hausarzt=2, Krankenschwester=1, Anwalt/Notar=8, Selbständiger Berater=1), weitere 8 VF wurden von Familienmitgliedern unterstützt. In 17 Fällen kannte der behandelnde Arzt die PV, 36 VF informierten ihren Arzt nicht über die Existenz ihrer PV. Kategorien zu Gründen für Inanspruchnahme oder Verzicht auf Beratung: Vertrauen/Mangel an Vertrauen, Autonomie, Ablehnung und finanzielle Erwägungen. Gruppenunterschiede werden präsentiert.
Schlussfolgerung: Autonomie und der Wunsch nach notariell beglaubigten Dokumenten scheinen wichtiger zu sein als Informationen über medizinische Folgen von Präferenzen für die Versorgung am Lebensende. Es gibt Hinweise darauf, dass es den VF von PV an Vertrauen zu ihren Hausärzten und in die Umsetzung der PV mangelt. Falls Ärzte eine Rolle bei der Verfassung einer PV ihrer Patienten spielen möchten, sollten sie initiativ auf sie zugehen.
Gefördert durch DFG, Nr. NA 780/1–1