Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P67
DOI: 10.1055/s-0030-1265412

Spiritualität im Alltag

H Wendlandt 1
  • 1Palliativ Care Service, Freiberuflerin, Wolgast, Germany

In der palliativen Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen geht es immer wieder auch um spirituelle Aspekte. Dies zu vermitteln ist die Aufgabe von Kursleitern für die Palliativ Care Weiterbildung. Wie aber kann Spiritualität den Kursteilnehmern so vermittelt werden, dass das Wissen auch alltagstauglich ist? Oft bleibt auch nach der Ausbildung die Frage offen, was denn Spiritualität eigentlich ist.

Ich will versuchen, an einfachen Beispielen ein Gefühl zu vermitteln, was es heißt, die Spiritualität im Alltag erfahrbar zu machen. Nehmen wir zum Beispiel das Brot, es macht mich satt. Wie kann ich dem Brot einen spirituellen Aspekt geben? Indem ich daran denke, wie das Korn auf dem Feld gewachsen ist, unter dem Einfluss von Sonne und Regen reif wurde. Wie es geerntet, gedroschen und gemahlen wurde und wie es letztendlich duftet, wenn ein frisch gebackenes Brot aus dem Ofen kommt. So ist für mich Spiritualität erklärbar.

Gehen wir zurück zum Lebensende von Menschen, die wir begleiten. Was heißt es, ihnen auch in spirituellen Fragen bei zu stehen? Ich denke, es heißt, mit ihnen ihre Lebensgeschichten zu teilen, mit ihnen nach zu denken und ihnen zu zu hören. Das ist eine Herausforderung, die persönliche Reife erfordert, uns aber auch wachsen lässt. Nur, was wir wirklich verstehen, können wir leben. Und wenn es um unsere eigene Lebensbilanz geht, müssen wir zunächst einmal darüber nachdenken lernen.

Warum beginnen viele Menschen erst am Lebensende Bilanz zu ziehen? Ich möchte einen Weg zeigen, wie man das Nachdenken über Sinn und Sinnsuche in den Alltag integrieren kann.