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DOI: 10.1055/s-0030-1265404
Palliativmedizin – Stiefkind der Onkologie?
Eine unzureichende Symptomkontrolle von Krebspatienten bei Aufnahme in die Palliativversorgung wird immer wieder beobachtet [Schäfer 09]. Die Frage ist, ob das an dem Fortschreiten der Erkrankung oder vielleicht an einer zu geringen Beachtung von Symptomen im Rahmen onkologischer Therapie liegen könnte. Es sollte daher untersucht werden, wie oft sich in Übersichtsarbeiten oder Publikationen zur Krebstherapie Begriffe der kurativen oder palliativen Therapie finden.
Methodik: Im Onlineportal Springermedizin.de wurden Fachartikel nach den Begriffen „Karzinom“ und „Therapie“ gesucht. Die ersten 100 deutschsprachigen Treffer wurden im Volltext auf verschiedene Begriffe durchsucht, um mehr Treffer zu erhalten wurden Wortenden offen gehalten. Weiterhin wurde das Onlineportal der Deutschen Krebskongresse 2008 und 2010 durchsucht.
Ergebnis: 100 Artikel wurden durchsucht, gefunden wurden die eher symptombezogenen Wort (-stämme) in folgender Artikelanzahl: Schmerztherapie: 5, Opioid*: 1, Symptomkontrol*: 3, Linderung: 2, Palliativtherap*: 1. Die eher tumorbehandelnden: chirurgisch 68, Radiotherap* 46, Chemotherap* 79. Insgesamt wurde 1472 mal das Wort Chemotherap* gefunden, das Wort Morphin dagegen nicht.
In der Datenbank der Krebskongresse 08 und 10 finden sich die Worte Schmerztherap* in 5‰ der Publikationen, „Linderung“ oder „Morphin“ waren nicht verzeichnet.
Fazit: Nur 45% der Krebserkrankung sind primär heilbar. Demgegenüber berichten bis zu 50% der Patienten bereits bei Diagnosestellung über Schmerzen oder andere belastende Symptome, dies steigert sich im weiteren Krankheitsverlauf auf bis zu 95% [Husebø, Klaschik 09]. Die Berücksichtigung symptomlindernder Verfahren in medizinischen Publikationsdatenbanken ist gegenüber chirurgischen, radiotherapeutischen und chemotherapeutischen Verfahren faktisch nicht vorhanden. Mangelnde wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf Symptome mag sich so in der Praxis wiederspiegeln.