Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P57
DOI: 10.1055/s-0030-1265403

Tumorunabhängiger Schmerz bei einer Palliativpatientin – Ein Fallbericht

A Zimmer 1, W Meißner 2
  • 1Klinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie UKJ, Jena, Germany
  • 2Palliativzentrum Innere Medizin II, Klinik für Anaesthesiologie und Intensivtherapie UKJ, Jena, Germany

Hintergrund: Bei ca. 3–10% der Tumorschmerzpatienten treten im Verlauf tumorunabhängige Schmerzen auf. Dieser Fall beschreibt eine Palliativpatientin mit metastasierendem Mammakarzinom und einem tumorunabhängigen Schmerz als Hauptschmerz.

Kasuistik: Eine 66-jährige Patientin mit metastasierendem Mammakarzinom wurde zur Schmerztherapie vorgestellt. Die ED wurde 01/2008 gestellt, eine Mastektomie mit axillärer Lymphadenektomie durchgeführt, eine Chemotherapie FEC angeschlossen, aufgrund eines axillären Rezidivs eine LE 12/2008 durchgeführt.Die Patientin klagte hauptsächlich über einen drückenden, reibenden Schmerz des linken Kniegelenkes (NRS 6–10). Sie sei sehr schwach und leide an Appetitlosigkeit. Die weitere Diagnostik ergab zudem eine ausgedehnte Lebermetastasierung mit Einbruch in die Gallenwege.Aufgrund der Schmerzen im Kniegelenk war die Mobilität der Patientin stark eingeschränkt und eine Fortbewegung nur mit einem Rollstuhl möglich. Die Diagnostik zeigte das Bild einer operationspflichtigen Gonarthrose. Wegen der körperlichen Schwäche musste die Operation jedoch zurückgestellt werden. Daher erfolgte zunächst eine medikamentöse Schmerztherapie mit Ibuprofen und Tramadol, dann Fentanyl transdermal bis 100µg/h ergänzt mit TENS, Manualtherapie. Im Rahmen einer stationären palliativmedizinischen Behandlung konnte eine vorübergehende Linderung der Schmerzen und eine Stabilisierung des schlechten körperlichen Kräftezustandes erreicht werdenIm Juli 2009 wurde eine Kniegelenksoperation (Versorgung mit einer Endoprothese) durchgeführt werden. Anschließend konnte die medikamentöse Opioidtherapie vollständig aus geschlichen werden. Die Patientin war danach ohne Hilsmittel mobil.

Diskussion: Dieser Fall verdeutlicht, dass auch in einer palliativen Situation tumorunabhängige Symptome vordergründig die Lebensqualität einschränken und operative Maßnahmen indiziert sein können. Die Durchführung wird durch eine umfassende schmerz- und palliativmedizinische Betreuung erleichtert.