Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P31
DOI: 10.1055/s-0030-1265384

Tumor- und Nichttumorpatienten in der ambulanten Palliativversorgung – Wo liegen die Unterschiede?

E Ostgathe 1, B Jaspers 2, 3, M Kern 1
  • 1Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, Zentrum für Palliativmedizin, Bonn, Germany
  • 2Universitätsmedizin Göttingen, Abteilung Palliativmedizin, Göttingen, Germany
  • 3Lehr- und Forschungsstelle für Palliativmedizin, Universität Bonn, Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus Bonn/Rhein-Sieg, Bonn, Germany

Fragestellung: Obwohl die meisten Patienten in der Palliativversorgung Tumorpatienten (TP) sind, hat die Zahl der Nicht-Tumorpatienten (NTP) in den letzten Jahren zugenommen. Der Fokus der Forschung sollte deshalb auf diese Personengruppe ausgeweitet werden. Diese Studie untersucht und vergleicht Aspekte der ambulanten Versorgung von NTP und TP, durchgeführt vom Ambulanten Palliativdienst (APD) in Bonn.

Methodik: Retrospektive Analyse aller APD-Patientendaten von 1/2006– 12/2009. Unterschiede zwischen NTP und TP wurden untersucht hinsichtlich demographischer und epidemiologischer Unterschiede, der Gründe für Beginn und Ende der Betreuung durch den APD (Chi-Quadrat, Signifikanz p<0,05).

Ergebnis: Ingesamt 934 Patienten; 865 (93%) TP and 69 (7%) NTP im fortgeschrittenen Stadium ihrer Erkrankung. Durchschnittsalter: 69 Jahre (<70 Jahre; NTP 26,1%/, TP 49%; p<0,05). Signifikante Differenzen (p<0,05) bei Gründen zur Anfrage des APD wegen Schmerztherapie (NTP 30,4%, TP 52,1%) und Symptomkontrolle (NTP 46,4%, TP 85,9%). NTP verstarben (66,7%) signifikant häufiger zu Hause als TP (49,3%; Verstorbene insgesamt: n=722). Die Begleitung wurde signifikant häufiger bei NTP vor dem Tod beendet (Grund: Patient kommt allein zurecht; NTP 28,8%, TP 8,3%; p<0,05).

Schlussfolgerung: Die Verteilung von NTP und TP entspricht der aktuellen Situation in der ambulanten Palliativversorgung. Der Anteil der Betreuungen von NTP, die mit der Begründung „Patient kommt allein zurecht“ beendet wurden, wirft die Frage auf, ob das aktuelle Angebot des APD die Bedürfnisse dieser Patienten adäquat bedienen kann und ob ein breiteres Angebot entwickelten werden sollte, dass besser auf NTP zugeschnitten ist. Hierfür sollte noch detaillierter dokumentiert werden, welche Gründe zur Beendigung der Begleitung führen. Jedoch zeigt sich der insgesamt stabilisierende Effekt der Betreuung durch den APD an der vergleichsweise hohen Zahl von Patienten, die bis zu ihrem Tod zu Hause bleiben können.