Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - P23
DOI: 10.1055/s-0030-1265377

Charakteristika von Palliativpatienten mit Atemnot – Ergebnisse der Hospiz- und Palliativerhebungen (HOPE) von 2006 bis 2008

N Altfelder 1, 2, F Nauck 2, B Alt-Epping 2, C Ostgathe 3, C Bausewein 1, 4, ST Simon 1, 4
  • 1Institut für Palliative Care (ipac), Oldenburg, Germany
  • 2Zentrum Anaesthesiologie, Rettungs- und Intensivmedizin, Abteilung für Palliativmedizin, Göttingen, Germany
  • 3Abteilung Palliativmedizin, Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Germany
  • 4King's College London, Department of Palliative Care, Policy and Rehabilitation, London, United Kingdom

Fragestellung: Atemnot ist ein häufiges und belastendes Symptom bei Patienten mit fortgeschrittener lebensbedrohlicher Erkrankung. Ziel der Untersuchung ist die Beschreibung demographischer und klinischer Charakteristika von Palliativpatienten (PP) mit Atemnot.

Methodik: HOPE ist eine prospektive, deutschlandweite Erhebung, mit der jährlich über einen Zeitraum von drei Monaten Daten von PP gesammelt werden. Die vorliegende Arbeit ist eine Sekundäranalyse von PP aus der stationären, spezial. Palliativversorgung (Pallstat./Hospize) von 2006 bis 2008. Aufgrund multipler Testungen wurde das Signifikanzniveau auf p=0,01 festgesetzt.

Ergebnis: Von 5.320 PP litten 53,8% (2.860 PP) an Atemnot bei Aufnahme. Das mittlere Alter dieser Patienten betrug 67,2 Jahre (SD 12.4), 51,4% waren weiblich. 2676 PP (93,6%) hatten eine maligne Grunderkrankung – am häufigsten Lungenkarzinom (weiblich/männlich 15,7/29,5%), der Brust (20,3/0,3%) und des Kolons (10,3/8,7%). Verglichen mit PP ohne Atemnot hatten PP mit Atemnot (PA) einen signifikant geringeren Funktionsstatus (ECOG 3/4: 78,4% vs. 70,8%, p<0,001) und öfter Probleme mit Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL, 92,9% vs. 89,0%, p<0,001). PA waren mit einer größeren Anzahl unterschiedlicher Symptome (11,1 vs. 9,5, p<0,001) und mit einer höheren Intensität aller Symptome (außer Verwirrtheit) belastet. Sedativa wurden häufiger bei PA eingesetzt (27,7% vs. 24,8%, p=0,015), allerdings gab es keine Unterschiede in der Verordnung von Morphin (62,9% vs. 62,8%, p=0,94). PA zeigten ein deutlich höheres Risiko während des stationären Aufenthalts zu versterben (43,5% vs. 32,4%, p<0,001).

Schlussfolgerung: Atemnot scheint ein Risikofaktor für eine höhere Symptomlast, vermehrten Hilfebedarf bei ADL und eine geringere Überlebenszeit zu sein. PA benötigen mehr Aufmerksamkeit, eine umfassende Symptomkontrolle, die über die Behandlung der Atemnot hinausgeht, und eine strukturierte Therapieplanung, um ihre Lebensqualität zu verbessern.