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DOI: 10.1055/s-0030-1265367
Einsatz von Disoprivan (Propofol®) bei Palliativpatienten mit therapieresistenten Schlafstörungen
Einleitung: Patienten mit weit fortgeschrittener Tumorerkrankung leiden häufig unter gestörter Nachtruhe wegen Beschwerden wie innerer Unruhe und Angst. In den vergangenen 2 Jahren wurde Disoprivan mehrfach bei Patienten auf unserer Palliativstation mit gutem Erfolg zur Behandlung von therapieresistenten Schlafstörungen eingesetzt.
Fallbeispiel: Ein 46-jähriger Patient mit weit fortgeschrittenem Adenokarzinom der Lunge, Querschnittsymptomatik mit Paraplegie der Beine und ausgeprägter tumorbedingter Schmerzsymptomatik klagte während des Aufenthaltes zusätzlich über schwere Einschlaf- und Durchschlafstörungen mit nächtlichem quälendem „Gedankenkreisen“. Benzodiazepine, niederpotente Neuroleptika und psychologische Unterstützung führten zu keinem befriedigenden Ergebnis. Daraufhin wurde die Therapie mit Disoprivan 2% über Nacht mit einer Einstiegsdosis von 1mg/kgKG/h eingeleitet. Mit 3mg/kgKG/h hatte der Patient eine ungestörte Nachtruhe und wachte etwa 30 Minuten nach Abstellen der Infusion erholt und entspannt auf. Die nächtliche Sedierung erlaubte es dem Patienten, die insgesamt schwierige Krankheitssituation zu ertragen und verbesserte seine Lebensqualität maßgeblich. Die nächtliche Sedierung wurde über 48 Tage ohne weitere Dosiseskalation fortgeführt, bis der Patient nach Stabilisierung der Gesamtsituation in ein stationäres Hospiz verlegt werden konnte.
Schlussfolgerung: Der Einsatz von Disoprivan ist auf einer Palliativstation ohne kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter möglich. Es muss über einen intravenösen Zugang verabreicht werden. Disoprivan ist aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit (30–50 Minuten) im Vergleich zu dem Benzodiazepin Midazolam (1,5–2,5 Stunden) gut steuerbar. Die Aufwachphase ist hierdurch kurz. Der nächtliche Einsatz von Disoprivan kann einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität von Palliativpatienten mit schweren Schlafstörungen leisten.