Einleitung: Patienten mit weit fortgeschrittener Tumorerkrankung leiden häufig unter gestörter
Nachtruhe wegen Beschwerden wie innerer Unruhe und Angst. In den vergangenen 2 Jahren
wurde Disoprivan mehrfach bei Patienten auf unserer Palliativstation mit gutem Erfolg
zur Behandlung von therapieresistenten Schlafstörungen eingesetzt.
Fallbeispiel: Ein 46-jähriger Patient mit weit fortgeschrittenem Adenokarzinom der Lunge, Querschnittsymptomatik
mit Paraplegie der Beine und ausgeprägter tumorbedingter Schmerzsymptomatik klagte
während des Aufenthaltes zusätzlich über schwere Einschlaf- und Durchschlafstörungen
mit nächtlichem quälendem „Gedankenkreisen“. Benzodiazepine, niederpotente Neuroleptika
und psychologische Unterstützung führten zu keinem befriedigenden Ergebnis. Daraufhin
wurde die Therapie mit Disoprivan 2% über Nacht mit einer Einstiegsdosis von 1mg/kgKG/h
eingeleitet. Mit 3mg/kgKG/h hatte der Patient eine ungestörte Nachtruhe und wachte
etwa 30 Minuten nach Abstellen der Infusion erholt und entspannt auf. Die nächtliche
Sedierung erlaubte es dem Patienten, die insgesamt schwierige Krankheitssituation
zu ertragen und verbesserte seine Lebensqualität maßgeblich. Die nächtliche Sedierung
wurde über 48 Tage ohne weitere Dosiseskalation fortgeführt, bis der Patient nach
Stabilisierung der Gesamtsituation in ein stationäres Hospiz verlegt werden konnte.
Schlussfolgerung: Der Einsatz von Disoprivan ist auf einer Palliativstation ohne kontinuierliche Überwachung
der Vitalparameter möglich. Es muss über einen intravenösen Zugang verabreicht werden.
Disoprivan ist aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit (30–50 Minuten) im Vergleich zu
dem Benzodiazepin Midazolam (1,5–2,5 Stunden) gut steuerbar. Die Aufwachphase ist
hierdurch kurz. Der nächtliche Einsatz von Disoprivan kann einen wichtigen Beitrag
zur Lebensqualität von Palliativpatienten mit schweren Schlafstörungen leisten.