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DOI: 10.1055/s-0030-1265350
Therapieeinschränkungen bei palliativmedizinisch motivierten Notfällen am Lebensende – Was erwarten Rettungsdienstmitarbeiter von Patientenverfügungen: Prospektive bizentrische Befragung
Hintergrund: Bei Palliativpatienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium empfiehlt es sich, aufgrund des Erhalts der Patientenautonomie während akuter Symptomexazerbationen, Behandlungsabsprachen (z.B. Notfallbogen) zu dokumentieren. Ziele der Arbeit sind der Umgang mit Patientenverfügungen (PV) und die Beurteilung eines Notfallbogens für Palliativpatienten (NFP) bezüglich der Praktikabilität in der klinischen Tätigkeit durch Rettungsdienstmitarbeiter.
Methoden: Befragung von 900 nicht-ärztlichen Rettungsdienstmitarbeitern (NÄR) dreier Organisationen mithilfe eines Fragebogens (mixed-methods-design). Die Befragung erfolgte bezüglich des Umgangs und Nutzens von Patientenverfügungen und Notfallbögen bei palliativmedizinisch motivierten Notfalleinsätzen durch NÄR in Abhängigkeit von Berufs- und Einsatzerfahrung. Weiterhin wurden Wünsche von NÄR bzgl. der Erstellung von Notfallbögen am Beispiel des „Göttinger/Regensburger Palliativkrisenbogens“ (R-PKB) erfragt.
Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von insgesamt 728 NÄR beantwortet (81%). Berufliche Kontakte mit PV berichteten 71%; Reanimationen (CPR) bei Palliativpatienten werden von 84% als nicht sinnvoll betrachtet; 75% würden eine CPR bei Rechtssicherheit für NÄR abbrechen bzw. nicht beginnen (jedoch fühlen sich 55% rechtlich nicht ausreichend über PV informiert); spezielle PV in der Notfallmedizin (z.B. R-PKB) wünschen sich 76% der NÄR. Erfahrene Mitarbeiter (bzgl. Berufserfahrung/Ausbildungsstand/Einsatzerfahrung) fühlten sich insgesamt sicherer im Umgang mit PV und deren therapeutischer Bedeutung für die weitere Patientenversorgung.
Schlussfolgerung: Das Recht auf Selbstbestimmung gilt auch am Lebensende. Das neue Patientenverfügungsgesetz hat in notfallmedizinischen Fragestellungen (Ärzte/NÄR) keine Eindeutigkeit erbringen können. Genau diese ist aber im Sinne therapeutischer Entscheidungen am Lebensende seitens der befragten Mitarbeiter dringend gewünscht. Spezielle Notfallbögen könnten hierbei hilfreich sein.