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DOI: 10.1055/s-0030-1265346
„Es ist schrecklich, als würde ich ersticken“– Qualitative Interviewstudie zum Erleben von Atemnotepisoden
Fragestellung: Atemnot ist ein häufiges Symptom bei Patienten mit einer fortgeschrittenen, unheilbaren Erkrankung. Viele Patienten leiden unter Atemnotepisoden (AE), aber wenig ist bisher über dieses Phänomen bekannt. Ziel der Studie ist die Untersuchung des Patientenerlebens von Atemnotepisoden in vier verschiedenen Krankheitsgruppen.
Methodik: Qualitative Interviewstudie mit Patienten mit COPD, chronischer Herzinsuffizienz, Lungenkarzinom oder Amyotropher Lateralsklerose an zwei großen Universitätskliniken in London. Die Interviews wurden digital aufgenommen, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet (NVivo V8).
Ergebnis: Es wurden 50 Patienten (21 w, 29m) interviewt, medianes Alter 69J. (Spannweite 39–92), medianer Karnofsky-Index 60 (Sw 30–90). AE traten überwiegend durch körperliche (und emotionale) Belastung oder „aus heiterem Himmel“ ohne ersichtlichen Grund auf und wurden mehrmals täglich erlebt. AE wurden unabhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung u.a. als quälend, schrecklich, beängstigend und panikauslösend erlebt. Es bestand häufig Erstickungs- und Todesangst. Die AE-Empfindungen wurden unterschiedlich beschreiben: u.a. Einatmung oder Ausatmung unmöglich, Verengung des Brustkorbes, Gewicht auf der Brust, brennend oder scheuernd. Patienten fühlten sich durch AE stark eingeschränkt in ihrem alltäglichen Leben, v.a. bezgl. Bewegung und sozialen Aktivitäten. Die Patienten waren frustriert und häufig resigniert über ihre Hilflosigkeit und fehlende Therapien. Patienten mit COPD zeigten noch am ehesten Behandlungsansätze wie Atemtraining oder Inhalationen. Trotz einiger Unterschiede zwischen den verschiedenen Krankheitsgruppen besteht eine hohe Übereinstimmung im Erleben von AE.
Schlussfolgerung: Atemnotepisoden werden als eine schreckliche Erfahrung beschrieben, häufig in Kombination mit Todesängsten. Sie führen zu einer starken Einschränkung im täglichen Leben. Die Entwicklung wirksamer Behandlungskonzepte ist dringend geboten.