Fragestellung: Ziel dieses Projektes war es zu verstehen, wie sich subjektiv schwer von Multipler
Sklerose (MS) betroffene Patienten mit dem Tod auseinandersetzen.
Methodik: Mit 15 schwer betroffenen MS-Patienten wurden episodische Interviews durchgeführt.
Diese konzentrierten sich auf die Bedürfnisse und Probleme der Patienten sowie auf
das Verständnis von Palliativversorgung. Fragen zu Tod und Sterben wurden nicht explizit
gestellt. Die Interviews wurden aufgenommen, transkribiert und mittels thematischer
Analyse zum Thema Tod ausgewertet.
Ergebnisse: Die Stichprobe umfasst 6Männer und 9 Frauen im Alter zwischen 24 und 73 Jahren. Von
den 15 Interviewten kamen 11 ungefragt auf das Thema Tod zu sprechen. Es ließen sich
4 Strategien des Umgangs mit Tod und Sterben finden:
-
Verharmlosen,
-
Ertragen,
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Besänftigen und
-
Abstrahieren.
Diese Strategien korrespondieren mit 4 verschiedenen Einstellungen zum Tod:
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der Tod ist nicht relevant,
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es muss irgendwie weiter gehen,
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Tod als Erlösung und
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das Bedürfnis über das Ende des Lebens zu sprechen.
Von den 4 Interviewten, die das Thema Tod nicht ansprachen, gaben 2 an, ihr Leben
zu genießen. Sie könnten die Hilfe anderer annehmen und konzentrierten sich auf die
ihnen verbliebenen Möglichkeiten. Ein weiterer Patient hofft, dass sich sein Zustand
verbessern wird und er zu seinem früheren Lebensstil zurückkehren könne.
Diskussion: Für subjektiv schwer betroffene MS-Patienten ist Tod und Sterben ein wichtiges Thema,
da sie dies spontan ansprachen. Die Palliativversorgung kann Interventionen anbieten,
die die unterschiedlichen Strategien des Umgangs mit dem Tod, berücksichtigen, z.B.
Unterstützung bei der Bewältigung von Angst und dem eigenen Schicksal, Aufzeigen von
Alternativen in Krisen und Hilfe beim Umgang mit den eigenen Gefühlen. Wie diese Angebote
konkret an MS-Patienten herangetragen werden können, sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen
sein. Die Studie wurde von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung finanziert.