Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - C7_1
DOI: 10.1055/s-0030-1265310

Vom Grundbedürfnis zur Therapie-Entscheidungsfindung zur Ernährung bei fortgeschrittener Demenz

V Holthoff-Detto 1
  • 1TU Dresden, Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Referat Gerontopsychiatrie der DGPPN, Dresden, Germany

Die fortgeschrittene Demenz hat eine 6-Monats-Mortalität von 25% und eine mediane Überlebensrate von 1,3 Jahren und ist somit vergleichbar mit der hochgradigen Herzinsuffizienz (NYHA Grad IV) oder dem metastasierenden Mammacarcinom. Retrospektive und neuere prospektive Untersuchungen haben ergeben, dass bei 85% aller Patienten mit fortgeschrittener Demenz beispielsweise Essensverweigerung und Schluckstörungen die tägliche Ernährung eine Herausforderung darstellt. Zusätzlich zur Lungenentzündung, die bei mehr als jedem zweiten Patienten anzutreffen ist, stellt die Ernährungserschwernis die häufigste Komplikation dieser Patientengruppe mit Todesfolge dar (1). Obwohl Angehörige als Ziel der Behandlung überwiegend die Lebensqualität des Demenzerkrankten im Fokus haben, gibt es keine andere Patientengruppe, die am Lebensende so häufig stationär aufgenommen und invasiven Maßnahmen unterzogen wird ohne Lebensqualitätsverbesserung wie die der Demenzerkankten. Die häufigste invasive Methoden der Ernährungsunterstützung ist die PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie, 2), bis zu 30% aller PEG Anlagen erfolgen bei Demenzerkrankten, obwohl nachweislich die Anlage nicht zu einer Minderung der Aspiration führen oder die Lebenserwartung verlängern kann (3). Mangelnde Aufklärung und Schulung der freiwilligen und professionellen Pflegenden und der Ärzte, sowie das Fehlen klarer Empfehlungen wird dafür verantwortlich gemacht (1, 4, 5). Die aktuellen Ergebnisse als eine der Grundlagen für die Entscheidungsfindung werden zusammengefasst.

Literatur: [1] Mitchell et al, N Engl J Med 2009. [2] Cervo et al., Geriatrics 2006. [3] Hoffer, BMJ 2006. [4] Coetzee et al., Int J Geriatr Psychiatry 2003. [5] Monteleoni et al., BMJ 2004