Zeitschrift für Palliativmedizin 2010; 11 - PL3_2
DOI: 10.1055/s-0030-1265304

Sinn am Lebensende im Leiden und Sterben

T Rentsch 1
  • 1Technische Universität Dresden, Institut für Philosophie, Dresden, Germany

Der Vortrag behandelt die philosophische Tradition der Reflexion von Lebenssinn angesichts von Endlichkeit, Leiden, Sterben und Tod unter dem Motto Montaignes „philosophieren heißt Sterben lernen“ und bis zu neuzeitlichen Ansätzen von Kierkegaard bis Heidegger. Dann werden Mittel und Wege aufgezeigt, wie die philosophischen Einsichten in konkreten Lebens-, Leidens- und Sterbenssituationen vermittelt werden können. Entscheidend ist dabei, dass die Philosophie keine Patentrezepte für konkrete, individuelle Situationen einzelner Betroffener, Leidender wie Pflegender und Helfender anbieten kann. Diese Situationen müssen mit jeweilig angemessener Urteilskraft in ihrer Besonderheit begriffen und gestaltet werden. Die praktisch-philosophische, ethische Kernthese des Vortrags ist es demgegenüber, dass in Erziehung und Bildung bereits früh die existentielle Dimension von Verletzlichkeit, Endlichkeit und Sterblichkeit in einer Aufklärungs- und Sinnperspektive thematisiert und bewusst gemacht werden muss. In diesem Kontext sind die Sinndimensionen von Trauer, Trost, Hoffnung und Lebenssinn im Horizont von Leiden und Sterben für unsere Zeit neu zu entdecken und zu begreifen, bewusst zu machen und bewusst zu halten.