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DOI: 10.1055/s-0030-1264987
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Kommentar – Chronische Schmerzen nach Brustkrebs-OP: Das sind die Risikofaktoren
Publication History
Publication Date:
13 August 2010 (online)
Die Arbeit von R. Gärtner und Kollegen hat große Relevanz für die Nachsorgebetreuung von Mammakarzinompatientinnen. Es handelt sich hierbei um die Studie mit den größten Fallzahlen zu diesem Thema. Da- rüber hinaus wurden in dieser Studie mehrer klinische Zentren erfasst und Patientinnen wurden nach standardisierten Leitlinien der Dänischen Brustkrebs Kooperationsgruppe behandelt.
Diese Untersuchung bestätigt die Ergebnisse vorangehender kleinerer Studien, die ebenfalls die hohe Zahl von ca. 50 % von Frauen mit Schmerzen nach einer Brustkrebsoperation berichten. Durch die Ergebnisse dieser Studie können Risikoparameter für Patientinnen mit chronischen Schmerzen und Sensibilitätsstörungen definiert werden.
Risikofaktoren für die Entwicklung postoperativer, chronischer Schmerzen und Sensibilitätsstörungen sind: Alter unter 40 Jahren, konventionelle Axilladissektion, Mastektomie, postoperative Strahlentherapie.
Da es sich um ein sehr häufiges Problem in der Nachsorge von Mammakarzinom - patientinnen handelt, sollten sich prospektive Untersuchungen anschließen, welche das Auftreten und die Intensität der Schmerzen im Verlauf erfassen. Frühere Studien zeigen an, dass es weitere Risikofaktoren für die Entwicklung eines chronischen Schmerzsyndroms gibt, so dass das Risikokollektiv noch besser eingegrenzt werden könnte. Hierzu gehören psychosoziale Faktoren, wie z.B. der Familienstand oder auch die Schulbildung. Auch wurden die sportliche Aktivität, die Ernährung und der Body-Mass-Index in kleineren Studien mit der Entwicklung von Morbiditäten nach Brustkrebs-operationen in Verbindung gebracht. Wichtig wäre in diesem Kontext auch in Erfahrung zu bringen, wie sich der chronische Schmerz auf die Lebensqualität und Berufstätigkeit auswirken. Wahrscheinlich erscheint auch, dass das Tumorstadium und die Entwicklung eines Lymphödems die postoperative Schmerzsymptomatik beeinflussen können.
Prospektive Untersuchungen mit mehreren Untersuchungsintervallen sollten angestrebt werden, um die Beschwerden zu objektivieren, ihren Verlauf zu analysieren und entsprechende Behandlungs-maßnahmen frühzeitig einzuleiten, um einer Chronifizierung entgegen zu wirken. Für die operative Praxis sollten in jedem Fall Nerven-schonende Verfahren (Erhalt der Nn. Intercosto-brachialis) angewendet werden, um so weit wie möglich postoperative Sensibilitätsstörungen zu verhindern.
Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Frauenklinik Rechts der Isar der Technischen Universität München
Nachdruck aus Dtsch Med Wochenschr 2010; 135: 280