Z Gastroenterol 2010; 48 - P672
DOI: 10.1055/s-0030-1264111

Ausgeprägte medikamentös-toxisch induzierte Hepatitis nach Kurzzeit-Einnahme des Bisphosphonats Alendronat

J Stock 1, 2, C Dieterle 2, G Faller 3, E Siegel 2
  • 1Vivantes Humboldt Klinikum, Klinik für Innere Medizin – Gastroenterologie und Diabetologie, Berlin, Germany
  • 2St. Vincentius Kliniken, Medizinische Klinik I, Karlsruhe, Germany
  • 3St. Vincentius Kliniken, Institut für Pathologie, Karlsruhe, Germany

Kasuistik: Uns wurde ein 25-jähriger Patient zugewiesen mit einem seit mehreren Wochen bestehendem Ikterus (Bilirubin bei Aufnahme 21,4mg/dl) und vierstellig erhöhten Transaminasen. Klinisch war eine Phase mit Übelkeit und Erbrechen, Inappetenz mit konsekutivem Gewichtsverlust sowie dunklem Urin und hellem Stuhl und Ikterus vorausgegangen. Sonographisch konnte eine Cholestase ausgeschlossen werden, es zeigte sich eine unauffällige Leberperfusion und allenfalls eine geringe Cholestase. In den weiteren laborchemischen Analysen ergab sich kein Anhalt für eine akute Virushepatitis (HAV, HBV, HCV, EBV, CMV, HSV). Ebenso lag keine Speicherkrankheit vor (Hämochromatose, M. Wilson). Auffallend war ein erhöhter ANA-Titer bei unauffälligen Titern für AMA, SLA/LP, SMA, LKM-1. Keine Auslands- oder Drogenanamnese. Der Klinik vorausgegangen war jedoch eine orthopädische Behandlung bei einem Haar-Riß des Maleolus lat. rechts. Hierbei wurde dem Patienten Alendronat (Fosamax®) 70mg/Woche verordnet; die Beschwerden begannen nach der Einnahme der zweiten Dosis.

Wir entschlossen uns zur Gewinnung einer Leber-Histologie. Hierbei zeigte sich eine akute Hepatitis mit Einzelzellnekrosen und Cholestase, passend zu einer medikamentös-toxischen Genese.

Aufgrund der heftigen Hepatitis und der nicht einfachen Differenzierung zur Autoimmunhepatitis (Typ 1) entschlossen wir uns zu einer Steroidtherapie mit programmierter Reduktion der Dosis. Hierunter kam es zu einer Normalisierung der Laborwerte, die auch nach Beendigung der Steroidgabe nicht wieder anstiegen. Damit war die medikamentös-toxische Genese gesichert.

Ergebnis: Toxische Leberschäden nach Einnahme von Bisphosphonaten sind extrem selten, die wenigen meist kasuistischen Arbeiten betreffen fast ausschließlich Alendronat. In allen beschriebenen Fällen zeigte sich eine Hepatitis jedoch erst nach mehreren Monaten. Unserer Patient ist nach unserem Wissen der erste dokumentierte Fall einer heftigen (cholestatischen) Hepatitis nach nur zwei Enzeldosen Alendronat 70mg. Wir gehen von einem idiosynkratischen immunologischem Pathomechanismus aus.