Z Gastroenterol 2010; 48 - P668
DOI: 10.1055/s-0030-1264107

Drei differente Karzinom-Entitäten bei einem Patienten mit Struma multinodosa und Hypophysenvorderlappeninsuffizienz

M Weinrich 1, RP Dahmen 1, F Prall 2, R Hampel 3, B Klar 3, E Klar 1
  • 1Universitätsklinikum Rostock, Abteilung für Allgemeine, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie, Rostock, Germany
  • 2Universitätsklinikum Rostock, Institut für Pathologie, Rostock, Germany
  • 3Universitätsklinikum Rostock, Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Rostock, Germany

Fallvorstellung: Wir berichten über einen 48-jährigen Patienten mit einer Hypophysenvorderlappeninsuffizienz unklarer Genese und einem diencephalen Hypogonadismus, dem seit vier Wochen im Bereich der rechten Halsseite ein Knoten aufgefallen war. Die Sonografie erbrachte eine Struma multinodosa mit echoarmen Knoten. Die Feinnadelpunktion des tastbaren Knotens rechts ergab ein medulläres Schilddrüsenkarzinom. Im Pentagastrin-Test zeigte sich ein deutlicher Anstieg des stimulierten Calcitonins.

Entsprechend der Lokalisation des Tumors führten wir eine Thyreoidektomie mit zentraler Lymphknotenausräumung beidseits und einer modifiziert radikalen Neck-Dissektion rechts durch. Der intra- und postoperative Verlauf gestalteten sich unkompliziert. In der histopathologischen Aufarbeitung des Resektates zeigten sich jedoch überraschenderweise nun drei Karzinom-Entitäten: Rechtsseitig ein mikroinvasives follikuläres Karzinom von bis zu 3,5cm und ein medulläres Karzinom von 0,7cm, linksseitig ein papilläres Karzinom in der follikulären Variante von 0,7cm. Die Tumorformel lautete insgesamt pT2 pN0 (0/44) L0 V1 R0. Das Calcitonin war postoperativ auch stimuliert nicht mehr nachweisbar. Es wurde eine Radiojodtherapie durchgeführt.

Diskussion: Das Ergebnis der bei unserem Patienten durchgeführten Feinnadelpunktion sowie der pathologische Pentagastrin-Test führten zu dem Verdacht auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom rechts. Hierauf wurde die operative Strategie ausgerichtet. Bei der Aufarbeitung des Präparates zeigte sich das Vorliegen von drei Karzinom-Entitäten. Hinsichtlich des medullären Karzinomes wurde durch die Operation eine biochemische Heilung erzielt. Zur Komplettierung der Therapie des follikulären und papillären Karzinomes erfolgte eine ablative Radiojodtherapie. Die Koinzidenz der drei Karzinome bei einem Patienten mit einer sekundären Hypothyreose stellt eine Besonderheit dar. Das Vorliegen einer MEN Typ 1 konnte ausgeschlossen werden.