Z Gastroenterol 2010; 48 - P659
DOI: 10.1055/s-0030-1264098

Vaskuläre Malformationen des Colons – eine seltene Differenzialdiagnose der unteren gastrointestinalen Blutung

M Dauer 1, J Bittenbring 2, F Lammert 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg/Saar, Germany
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin I, Homburg/Saar, Germany

Einleitung: Vaskuläre Malfomationen des Gastrointestinaltraktes wie das blue rubber bleb nevus syndrome werden zumeist bereits in der frühen Kindheit manifest. Das Auftreten symptomatischer Gefäßmalformationen des Gastrointestinaltraktes im Erwachsenenalter ist äußerst selten.

Ziele: Anhand eines klinischen Falles sollen die Schwierigkeiten bei der Diagnose und syndromalen Zuordnung illustriert sowie mögliche Therapieoptionen dieser seltenen Ursache einer unteren gastrointestinalen Blutung diskutiert werden.

Methodik: Eine 70-jährige Patientin stellte sich aufgrund rezidivierender peranaler Blutungen und einer Eisenmangelanämie zur Koloskopie vor. Dabei fanden sich von der rechten Flexur bis in das Rektum zahlreiche (>20), max. 25mm große, bläuliche submuköse Tumore. Die Anzahl und Größe der Läsionen nahm nach distal zu. Im linksseitigen Colon fanden sich Blutungsstigmata. Die Anamnese und körperliche Untersuchung ergaben keine wegweisenden Befunde. Wir führten zunächst weitere Bildgebung zum Ausschluss einer portalen Hypertension und mit dem Ziel der syndromalen Zuordnung durch. Dabei fanden sich variköse Gefäßmalformationen im Mesenterium sowie multiple Leber- und Milzparenchymzysten. Hinweise für eine Leberzirrhose oder portale Hypertension ergaben sich nicht. Im oberen Gastrointestinaltrakt fanden sich keine auffälligen Gefäßveränderungen. Aufgrund der klinischen Relevanz der Symptome entschlossen wir uns in Analogie zu therapeutischen Konzepten beim kindlichen blue rubber bleb nevus syndrome zur Durchführung einer Argon-Plasma-Koagulation der Gefäßmalformationen im Kolon.

Ergebnis: Trotz umfangreicher Literaturrecherche gelang keine eindeutige syndromale Zuordnung. Die Argon-Plasma-Koagulation konnte primär komplikationslos durchgeführt werden und führte kurzzeitig zu einem Rückgang der Frequenz overter Blutungsepisoden.

Schlussfolgerung: Empfehlungen zur Therapie vaskulärer Malformationen des Gastrointestinaltraktes beim Erwachsenen beruhen auf Kasuistiken und Expertenmeinungen. Diagnostische und therapeutische Leitlinien stehen nicht zur Verfügung. Die Entscheidung zur Therapie muss individuell und in Abhängigkeit der klinischen Relevanz der Symptome erfolgen.