Z Gastroenterol 2010; 48 - P449
DOI: 10.1055/s-0030-1263889

Prävalenz von Thrombozytopenie bei Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Virusinfektion in Deutschland

U Forssen 1, D Demuth 2, M Manns 3, K Grotzinger 4, D Theodore 5, J Pike 2
  • 1GlaxoSmithKline, Oncology R&D, Biometrics and Epidemiology, Collegeville, United States
  • 2Adelphi Real World, Manchester, United Kingdom
  • 3Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany
  • 4GlaxoSmithKline, Oncology R&D, Collegeville, United States
  • 5GlaxoSmithKline, Oncology R&D, Research Triangle Park, United States

Hintergrund und Ziele: Thrombozytopenie (Thrombozytenzahl <150.000/mm3) ist bei Patienten mit chronischer HCV-Infektion (HCV, Hepatitis-C-Virus) ein häufiger Befund. Die Prävalenz von Thrombozytopenie mit niedrigeren Thrombozytenzahlen, die sich möglicherweise darauf auswirkt, ob eine Behandlung im Rahmen der Standardversorgung durchgeführt werden kann, wurde noch nicht eingehend ermittelt. Mit dieser Studie wollten wir die Prävalenz der HCV-assoziierten Thrombozytopenie in Europa ermitteln und die Prävalenz weiter nach relevanten Thrombozytenzahlen kategorisieren. Dieser Abstract konzentriert sich auf die Daten aus Deutschland.

Methodik: Wir führten eine retrospektive Durchsicht der Krankenakten von Patienten mit chronischer HCV-Infektion durch. Alle teilnehmenden Zentren wurden gebeten, jeweils ein Protokoll zu den ersten 100 einzelnen HCV-Patienten zu erstellen, die sich im Jahr 2006 vorstellten und eine Behandlung und/oder eine Nachsorge erhielten. Im Patientenprotokoll wurden die Anzahl der Arztbesuche, die erste Thrombozytenzahl, die niedrigste Thrombozytenzahl, die Scores für den Schweregrad einer Lebererkrankung, demographische Daten und Komorbiditäten dokumentiert. Für die Auswertung dieser deutschen Teilpopulation wurden die Daten weiter nach Bundesland und Versorgungsumfeld stratifiziert.

Ergebnisse: Bei 995 deutschen Patienten an 12 Behandlungszentren (6 Krankenhäuser, 3 Arztpraxen, 3 ambulante Fachkliniken) in 7 Bundesländer wurden die Krankenblätter durchgesehen. Es zeigte sich, dass die Prävalenz der Thrombozytopenie nach Behandlungsumfeld variierte. Der höchste Anteil an Patienten mit Thrombozytopenie wurde in den teilnehmenden Arztpraxen verzeichnet. Die geschätzte Prävalenz war in allen 7 Bundesländer und in allen Prüfzentren ähnlich. Die anhand der ersten Thrombozytenzahl bestimmte Gesamtprävalenz von Thrombozytopenie betrug 27%. Bei der Bestimmung anhand der niedrigsten Thrombozytenzahl stieg sie auf 43% an (Tabelle 1).

Tab.1: Prävalenz (%) der niedrigsten Thrombozytenzahlen

Regionen

Durchschnittliche Thrombozytenzahl (Mill. Einheiten/ml)

Thrombozytopenie mit <150

Thrombozytopenie mit <100

Thrombozytopenie mit <80

Thrombozytopenie mit <50

Ganz Deutschland

162 (158–167)

43,3

22,0

13,8

5,2

Schlussfolgerungen: Die Studie bestätigt, dass Thrombozytopenie bei Patienten mit chronischer HCV-Infektion häufig auftritt, und lässt erkennen, dass in Deutschland die Prävalenz je nach Versorgungsumfeld variiert.