Einleitung: Gewichtsverlust und Inappetenz sind häufige Symptome einer antiviralen Kombinationstherapie
der chronischen Hepatitis C, die zu reduzierten Ansprechraten führen. Die genauen
Pathomechanismen sind unbekannt. Wir untersuchten die Effekte von Peg-Interferon alpha
2a und Ribavirin auf die gastrointestinale Hormonregulationen, das postprandiale Sättigungsverhalten
und die gastrale Motilität.
Methodik: Es wurden 35 Patienten mit chronischer Hepatitis C, Genotyp 1, unter antiviraler
Therapie mit Peg-Interferon alpha 2a und Ribavirin untersucht. Dabei wurde alle 12
Wochen unter sowie 24 Wochen nach Therapie die Magenentleerung mittels 13C-Oktanoat-Atemtest und die Konzentrationen der gastrointestinalen Hormone Ghrelin,
Cholecystokinin (CCK), Peptid YY (PYY), Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) und Pancreatic
Polypeptide (PP) mittels Radioimmunoassay aus venösen Plasmaproben bestimmt. Die Evaluation
des Hunger- und Sättigungsgefühls erfolgte anhand visueller Analogskalen (VAS).
Ergebnisse: Die antivirale Kombinationstherapie bewirkte einen signifikanten Gewichtsverlust
aller Patienten (Mean 6,3±3,1kg; p=0,04) bei Abnahme des Hungergefühls und Zunahme
der Sättigungswerte (p<0,001). Gleichzeitig zeigte sich ein Anstieg der postprandialen
Konzentrationen von CCK, PYY und GLP-1 (p<0,05). Die Nüchtern-Konzentrationen für
Ghrelin stiegen um 134,9% und für PP um 325,3% im Therapieverlauf an (p<0,0001).
Unter Therapie wurde die Magenentleerung signifikant verzögert (p<0,001), sämtliche
Veränderungen normalisierten sich im Kontrollintervall vollständig.
Diskussion: Die therapieinduzierten Erhöhungen der Nüchtern-PP-Werte bewirken eine Einschränkung
der gastralen Motilität mit nachfolgender Verzögerung der postprandialen Sekretion
von CCK, PYY und GLP-1. Diese Veränderungen induzieren einen Gewichtsverlust und Veränderungen
des Hungergefühls. Modulatoren der gastrointestinalen Hormonsekretionen, beispielsweise
CCK-Antagonisten, könnten somit eine supportive Medikation für antivirale Kombinationstherapien
darstellen und so die Ansprechraten verbessern.