Z Gastroenterol 2010; 48 - P277
DOI: 10.1055/s-0030-1263717

Aktivierung des Typ I Interferon-Systems bei Patienten mit Reizdarmsyndrom

S Haag 1, M Trippler 1, L Poggenpohl 1, C Lechtermann 1, G Gerken 1, J Schlaak 1
  • 1Universitätsklinikum Essen, Zentrum f. Innere Medizin, Klnik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany

Hintergrund: Patienten mit einem Reizdarmsyndrom (RDS) oder chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED) leiden oft an einer psychischen Co-Morbidität, insbesondere Depression. Wir konnten kürzlich 16 Interferon (IFN)-stimulierte Gene (ISGs) identifizieren, die mit einer IFN-α-induzierten Depression einer Therapie einer chronischen HCV-Infektion sowie schweren endogenen Depressionen assoziiert sind. Es war daher das Ziel dieser Untersuchung nachzuweisen, ob diese „Depressions-ISGs“ eine Bedeutung bei Patienten mit RDS und CED haben.

Methoden: 11 konsekutive RDS (alle Obstipations-dominant) und 12 CED Patienten (7 Colitis ulcerosa, 5M. Crohn) und 14 gesunde Kontrollen wurden untersucht. Die basale Expression der ISGs und von IFN-α, -β und -γ wurde in Vollblut mittels quantitativer Real-time-PCR analysiert. Zusätzlich wurden PBMC mittels Dichte-Gradienten-Zentrifugation isoliert und in vitro mit IFN-α (0, 100, 1000 IU/mL; 16h) stimuliert. Die Hochregulation der ISGs wurde analysiert mittels Real-time-PCR.

Ergebnisse: In 11 von 14 untersuchten ISGs war die Basalexpression bei RDS und CED-Patienten vs. gesunde Kontrollen signifikant (p<0,001) unterschiedlich. Die Basalexpression von „Depressions-ISGs“ sowie von “klassischen“ ISGs (IFIT1, ISG15, MX1) war in 13/14 Genen signifikant niedriger bei RDS- und CED-Patienten im Vergleich zu gesunden Kontrollen. Die Basalexpression von IFN-β war signifikant (p<0,001) hochreguliert in RDS und CED Patienten, ein Unterschied bei IFN-α und IFN-γ bestand nicht. Es bestand ebenfalls keine Differenz in der Basalexpression der ISGs zwischen RDS und CED-Patienten. Die PBMCs von RDS und CED Patienten war hyper-responsiv auf exogene Stimulation mit IFN-α im Vergleich zu gesunden Kontrollen, was zu einer signifikant erhöhten Induktion einzelner ISGs führte.

Schlussfolgerung: Patienten mit chronisch-refraktärem RDS bzw. CED zeigen eine deutliche Aktivierung des Typ I IFN-Systems und eine Hyperresponsibilität auf exogene Stimulation mit IFN-α. Diese Assoziation ist auch bei depressiven Patienten nachweisbar und könnte zumindest einen Teil der Psychopathologie beider Krankheitsbilder erklären.