Z Gastroenterol 2010; 48 - P276
DOI: 10.1055/s-0030-1263716

Reduktion der Antibiotika-assoziierten Diarrhoe (AAD) durch probiotische Trinknahrung mit Lactobacillus casei defensis

M Alavi 1, CG Dietrich 1
  • 1Bethlehem-Krankenhaus, Medizinische Klinik, Stolberg/Rhld., Germany

Hintergrund: Mehrere (ausländische) Studien haben die Effektivität einer Probiotika-Gabe zur Verhinderung von AAD einschließlich Clostridien-Infektionen gezeigt. Daten zu deutschen Patientenkollektiven und in Deutschland kommerziell erhältlichen Zubereitungen liegen indes kaum vor.

Methodik: In einer kontrollierten Studie wurden 243 Patienten mit Antibiotikagabe randomisiert in eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe aufgeteilt. Den Patienten in der Interventionsgruppe (n=120) wurde für die Dauer der Antibiose morgens und abends jeweils ein kommerziell erhältlicher probiotischer Drink mit ca. 10 Mrd. Kulturen Lactobacillus casei defensis verabreicht, die Patienten der Kontrollgruppe (n=123) erhielten keinen solchen Drink. Patienten mit Lactoseintoleranz, akuter Pankreatitis und schweren septischen oder konsumierenden Erkrankungen wurden ausgeschlossen.

Ergebnisse: Die Entwicklung einer AAD war in der Interventionsgruppe signifikant reduziert (7,2% vs. 32,5%). Besonders häufig traten AAD in der Kontrollgruppe bei Verabreichung von Ampicillin/Sulbactam (50%), Cefuroxim (27,6%) und Ciprofloxacin (26,7%) auf. Die Wirkung des Probiotikums war bei Ampicillin/Sulbactam am größten (AAD-Häufigkeit 4,2% vs. 50%). Die Patienten der Interventionsgruppe mit AAD waren signifikant älter als die Patienten der Kontrollgruppe mit AAD (84,5 vs. 74,5 Jahre). Die ökonomische Analyse ergab für unsere Interventionsgruppe eine Kostenersparnis von ca. 70 €/Liegetag.

Diskussion: Die Verabreichung von Lactobacillus casei defensis zur Verhinderung einer AAD ist hocheffizient, kann die Krankenhausverweildauer verringern und bringt zudem ökonomische Vorteile mit sich. Vor allem Ampicillin/Sulbactam geht sehr häufig mit einer AAD einher, hier profitierten aber auch die meisten Patienten vom Probiotikum. Die Identifizierung von Risikogruppen sowie Dosisfindungsstudien können diese positiven Effekte noch verstärken.