Z Gastroenterol 2010; 48 - P209
DOI: 10.1055/s-0030-1263650

Lokaltherapie von kolorektalen Neoplasien – wann ist eine Lokaltherapie möglich?

M Löhnert 1
  • 1Klinikum Bielefeld, Klinik für Allgemeinchirurgie und Koloproktologie, Bielefeld, Germany

Einleitung: Ziel der hier vorgestellten prospektiven Untersuchung war es, die endoskopische Mucosektomie (EMR) und submucöse Dissektion (SMD) auf ihre Komplikations- und Rezidivrate hin zu untersuchen um Kriterien zu erstellen, wann eine EMR/SMDund wann eine Operation indiziert ist.

Methodik: Patienten mit Neoplasien >3cm wurden in die Studie aufgenommen. Es erfolge Elevation und EMR/ESD.

Ergebnisse: Es wurden 440 Neoplasien (mittlere Größe 4,8cm, 3–18cm) entfernt, 371 breitbasige (84%) und 67 (16%) gestielte. 33 mal lag ein invasives Carcinom vor (32x T1, 1x T2). Bei 1,3% Tragen Blutungen unter Abtragung auf und wurden endoskopisch beherrscht und 2 Perforationen durch endoskopische Clip-Applikation (1x) und oder lap. Naht therapiert. In 3 Fällen wurde als Spätkomplikation eine Nachblutung und 2x eine gedeckte beobachtet (1 Nachblutung transanal umstochen, 2 Nachblutungen geclipt, beide Perforationen konservativ). 12 der 33 Karzinome wurden nicht operiert (9 gestielte entartete Polypen, 3 high-risk Patienten mit breitbasigen Tumoren), die verbleibenden 21 Patienten reseziert (2x transanale Vollwandexc., 2x lap. Hemicolekt. re., 1x Hemicolekt. li., 5x konv. Sigmares., 11x lap. Sigmares.) Es wurde in einem Fall intramurales Tumorrestgewebe gefunden, 7x ein befallener Lymphknoten. In der Nachsorge (6–121 Monate) wurden 12 Polyenrezidive (Therapie: Endoskopische Abtragung) und 1 Carcinomrezidiv bei nicht-operiertem Tumor in breitbasigem Polypen (Therapie: laparoskopische Sigmaresektion) gefunden, alle sind bis heute rezidivfrei. Bei 4 von 6 circulären Mucosektomien kam es nach 6–8 Monaten zu einer Stenosierung, die operationspflichtig war.

Schlussfolgerung: Die endoskopische Abtragung von großen kolorektalen Polypen und Frühkarzinomen ist eine adäquate Behandlungsmethode auch für Neoplasien >3cm. Die Komplikationsrate liegt unter der operativer Ansätze, die meisten Komplikationen lassen sich konservativ beherrschen. Die primäre Kurationsrate beträgt 91%, nach zweizeitiger minimalinvasiver Operation der Karzinome, bzw. Therapie der Rezidivpolypen 100%. Bei fraglicher endoskopischer Resektabilität ist eine Rendevous-Technik von Coloskopie und MIC sinnvoll, die primäre Chirurgie bleibt der definitiven Behandlung fortgeschrittener Karzinome vorbehalten.