Einleitung: Der Platzbauch ist eine relativ seltene Komplikation (0,5–3%) von abdominellen Operationen,
die jedoch mit erheblicher Morbidität und Mortalität für die betroffenen Patienten
verbunden ist. Trotzdem finden sich nur wenig Veröffentlichungen zu Risikofaktoren
und diese beziehen sich meist auf Nahtmaterial, Nahttechnik oder die Schnittführung.
Ziele: Ziel dieser Studie ist es, die patientenorientierten Risikofaktoren aus unserem Patientengut
zu präsentieren.
Methodik: Eingeschlossen wurden sämtliche Patienten, die im Zeitraum von 2004 bis 02/2010 in
unserer Klinik aufgrund eines Platzbauchs operiert wurden. Erfasst wurden Alter, Geschlecht,
Zeitraum von Laparotomie bis Platzbauch sowie als Risikofaktoren Bauchdeckeninfektionen,
Adipositas, COPD, Peritonitis, Leberzirrhose, Langzeit-Kortisonbehandlung, Immunsuppression,
Diabetes, Malignom, Z.n. Chemotherapie, Z.n. Radiatio, Ileus bzw. Darmatonie, Abdominelle
Hämatome oder Abszesse, Niereninsuffizienz, Pneumonie und die Anzahl der Relaparotomien
im selben Krankenhausaufenthalt. Außerdem wurde die Art der Platzbauchversorgung und
das Outcome erfasst.
Ergebnis: Insgesamt kam es im Untersuchungszeitraum zu 86 Platzbäuchen bei insgesamt 9655 Laparotomien
(0,9%) Davon waren 6 inkomplette Platzbäuche und 7 Rezidivplatzbäuche. 73 Patienten
hatten einen kompletten Platzbauch als Erstereignis. Diese Gruppe wurde weiter untersucht.
Das Durchschnittsalter betrug 60,6 (16–83) Jahre, der Platzbauch trat durchschnittlich
8,92 (2–30) Tage nach Laparotomie auf. 13,7% der Patienten wiesen keinen der hier
erfassten Risikofaktoren auf. Die häufigsten Risikofaktoren waren Bauchdeckeninfektionen
(23,3%), COPD (23,3%), Peritonitis (23,3%) und maligne Grunderkrankung (21,9%). Im
Durchschnitt fanden sich pro Patient 1,99 Risikofaktoren.
Schlussfolgerung: Bei der überwiegenden Anzahl der Patienten (78%) mit Platzbauch ließen sich präoperative
Risikofaktoren für die Platzbauchentstehung erfassen. Bei diesen Patienten sollte
das Risiko der Platzbauchentstehung bereits präoperativ berücksichtigt werden und
ggf. protektive Maßnahmen angewandt werden.