Im Abseits

Wir sind mittendrin im Fußballfieber, zumindest die WM-Vorrunde haben wir hoffentlich gut überstanden, wenn Sie dieses Heft in Händen halten. Weit weg scheint in all der Fußballeuphorie der Selbstmord des ehemaligen Nationaltorwartes Robert Enke im November vergangenen Jahres. Überwältigend groß war die öffentliche Anteilnahme. Dieses tragische Ereignis hat in der ansonsten so toughen Fußballwelt, in der das Bild des starken und gesunden Athleten hochgehalten wird, das Thema Depressionen in die Öffentlichkeit gerückt. Depressionen, eine Volkskrankheit zwar, doch immer noch ein Tabuthema.

Auch Dialysepatienten leiden an Depressionen – und das häufiger als nierengesunde Menschen. Bekannt ist, dass Depressionen nicht nur die Lebensqualität vermindern, sondern auch das Mortalitätsrisiko erhöhen. Wie eine aktuelle Studie aus dem JAMA jetzt herausgefunden hat, wirkt sich eine Depression sogar schlecht auf das Outcome von Prädialysepatienten aus. Den Forschern um Susan Hedayati zufolge hatten die nierenkranken Patienten, die unter einer Depression (Episode einer majoren Depression) litten, unabhängig von anderen Faktoren nicht nur ein höheres Risiko zu versterben, sie wurden auch häufiger dialysepflichtig oder mussten ins Krankenhaus.

Vereinfacht gesagt: Dialysepatienten sind häufiger depressiv, depressive Nierenkranke landen aber auch häufiger an der Dialyse. Das klingt nicht gut. Doch unser Gasteditor dieser Ausgabe zu den psychologischen Aspekte in der Betreuung von Nierenkranken hat auch Positives zu vermelden: Wie er in einer Untersuchung herausgefunden hat, kann allein die Aussicht auf ein Organ die psychische Verfassung deutlich verbessern. Dialysepatienten, die kurz vor einer Lebendnierentransplantation standen, glichen in Ihrem psychischen Befinden dem der Normalbevölkerung.