Diabetologie und Stoffwechsel 2010; 5(6): 372-378
DOI: 10.1055/s-0030-1262712
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Primäre und sekundäre Insulinresistenz: Konzentrationen von Glukose und Insulin bei normgewichtigen, anscheinend gesunden Probandinnen

Concentrations of Glucose and Insulin in Normal-Weight, Apparently Healthy Women – Where Does Insulin Resistance Start?L. Moltz1 , R. W. Holl2
  • 1Institut für Präventive Medizin, Uhlandstr. 19, 10623 Berlin
  • 2Abteilung Epidemiologie, Medizinische Fakultät Ulm
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Dezember 2010 (online)

Zusammenfassung

Die Insulinresistenz (IR) wird wie der Diabetes mellitus Typ II (DM) in immer jüngeren Jahrgängen diagnostiziert. Damit stellt sich die Frage, welche Glukose- und Insulinwerte bei normgewichtigen, anscheinend gesunden Erwachsenen gemessen werden. 289 Probandinnen im Alter von 17–56 Jahren stellten sich für einen oralen Glukosetoleranztest (o-GTT) zur Verfügung. Per definitionem – 90. Perzentile – lagen die Grenzwerte für Nüchtern-Glukose bei 97 mg / dl, für Nüchtern-Insulin bei 14,8 µU / ml und für den HOMA-Insulinresistenz-Index (IR) bei 4,1. Wird nur das Nüchtern-Insulin und der HOMA-IR bewertet, hatten 14,9 % der Probandinnen eine IR, bei zusätzlicher Berücksichtigung des o-GTT und der Insulinsensitivität (IS-Belfiore-Index) waren es 22,5 %. Dieses Ergebnis unterstreicht die Notwendigkeit der Durchführung eines o-GTT mit Bestimmung von Glukose und Insulin, um möglichst früh die IR zu entdecken. Da auch die IR normgewichtiger, anscheinend gesunder Frauen zu Mikro- und Makroangiopathien führen kann, ist zur Vermeidung sekundärer Komplikationen eine frühzeitige Prävention notwendig. Insofern bietet es sich an, die primäre IR (ohne zusätzliche Pathologie) von einer sekundären IR (mit zusätzlicher Pathologie) zu unterscheiden. 

Abstract

Insulin resistance (IR), like type II diabetes, is being diagnosed in younger age groups. This raises the question as to which glucose and insulin values are appropriate in normal-weight, apparently healthy adults. 289 female subjects aged 17–56 years consented to an oral glucose tolerance test (OGTT). By definition – 90th percentile – the threshold values were 97 mg / dl for fasting glucose, 14.8 µU / ml for fasting insulin and 4.1 for the HOMA-insulin resistance-index (HOMA-IR). When only fasting insulin and HOMA-IR were taken into consideration, 14.9 % of subjects had IR, increasing to 22.5 % when insulin sensitivity based on the OGTT (Belfiore-Index) were additionally considered. These results underline the need for an OGTT with measurements of both glucose and insulin, for early detection of IR. As IR even in normal-weight, apparently healthy women can lead to serious micro- and macroangiopathy, early prevention is necessary to avoid secondary complications. So for one should discriminate between primary IR (without any pathology) and secondary IR (with additional pathology). 

Literatur

1 75 g Glukose in 300 ml Flüssigkeit nach mindestens 12-stündiger Fastenzeit. Morgens zwischen 8 und 10 Uhr

2 Es fanden sich im Routine-check-up bei der Nüchternblutabnahme keine Zeichen für Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel (Glukose ≥ 125 mg / dl), in der Leber- oder Nierenfunktion und es lag auch keine Anämie vor.

3 DDG = Deutsche Diabetes Gesellschaft

4 ADA = American Diabetes Association

5 IDF = International Diabetes Federation

Prof. Dr. Lothar Moltz MSc

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