Zielsetzung: Der Androgenrezeptor (AR) wird in ca. 70% aller Mammakarzinome exprimiert und korreliert
dort mit einem positiven Östrogenrezeptor-Status. Immunhistochemische Studien haben
beschrieben, dass ein AR-positiver Tumortyp mit einem verlängerten rezidivfreien Intervall
und Gesamtüberleben assoziiert ist. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob
auch die Expression des AR auf RNA-Ebene einen prognostischen Wert hat.
Materialien und Methoden: Die RNA-Expressionswerte (Affymetrix) von 181 primären Mammakarzinomen wurden analysiert
und mit klinischen und histologischen Parametern korreliert. Um festzustellen, welche
Bedeutung die beiden AR-Isoformen AR-1 und AR-2 in Mammakarzinomen haben, wurde in
einem Subkollektiv (n=56) eine isoformspezifische quantitative RT-PCR durchgeführt.
Ergebnisse: Hohe AR-mRNA-Expression korrelierte mit niedrigem Grading (p=0,010), einem positiven
Östrogen-(ER) und Progesteronrezeptor-(PR)-Status (p<0,001), jedoch nicht mit Tumorgröße,
Nodalstatus, Alter der Patientin und histologischem Subtyp. Nach Aufteilung in Tumoren
mit hoher (75% der Fälle) und niedriger AR-Expression (25%) ergab die Kaplan-Meier-Analyse
ein kürzeres rezidivfreies (p=0,008) und Gesamt-Überleben (p<0,001) bei Tumoren
mit niedriger AR-Expression. Für das Gesamtüberleben waren geringe AR-mRNA-Level auch
in der multivariaten Analyse ein unabhängiger prognostischer Marker (p=0,005). Wie
die Subgruppen-Analyse zeigte, war dieser Effekt besonders ausgeprägt bei ER-negativen
Mammakarzinomen, bei HER2-positiven Tumoren und bei solchen Patientinnen, die eine
Chemotherapie erhalten hatten. Die Analyse der AR-Isoformen 1 und 2 durch RT-PCR zeigte
ein Überwiegen der AR-1-Expression sowie eine enge Korrelation der beiden Isoformen
untereinander. Nur die Expression der Isoform 1 war mit einem günstigen Krankheitsverlauf
assoziiert.
Zusammenfassung: Diese Daten zeigen, dass die Bestimmung der AR-mRNA in den Gruppen der ER-negativen
und Her2-positiven Mammakarzinome wichtige zusätzliche Informationen liefern kann.