Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A150
DOI: 10.1055/s-0030-1262122

Einflussfaktoren auf die Entscheidung zur Studienteilnahme bei Patientinnen mit frühem oder fortgeschrittenem Mammakarzinom

U Schilling 1, J Barinoff 2, M Kirschbaum 3, P Brandner 4, A du Bois 2, R Bach 1, S Wagner 4
  • 1HC Management GmbH, St. Ingbert, Deutschland
  • 2Dr.-Horst-Schmidt-Klinik Wiesbaden, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Wiesbaden, Deutschland
  • 3Caritasklinik St. Theresia, Frauenklinik, Saarbrücken, Deutschland
  • 4Frauenärzte Saarbrücken-West, Onkologie, Saarbrücken, Deutschland

Zielsetzung: Klinische Studien sind eine unentbehrliche Voraussetzung für die Identifikation neuer Wirkstoffe und Therapieansätze. Nur etwa 3% aller Patientinnen mit Mammakarzinom werden in Deutschland in Studien behandelt. Für eine optimale Patientenrekrutierung und eine dauerhafte Compliance ist das Wissen um fördernde oder hemmende Einflüsse unerlässlich.

Material und Methoden: Es wurden 134 Patientinnen mit frühem bzw. fortgeschrittenem Mammakarzinom an 3 medizinischen Einrichtungen mittels eines selbst erstellten Fragebogens befragt (Untersuchungszeitraum 01–09/2009). Die erweiterte Konzeption des Fragebogens erfolgte anhand einer 7-Item-Wissenskala, einer 25-Item-Skala positiver, negativer, altruistischer und praktischer Einflussfaktoren sowie dem Fragebogen zur Evaluation der Lebensqualität EORTC QLQ-C30. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels des Statistikprogramms PASW.

Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der befragten Patientinnen betrug 55,9 Jahre (SD±10,7 Jahre). 61% der Patientinnen würden an einer randomisierten klinischen Studie teilnehmen. Alter, Schulabschluss und Krankheitsstadium hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Entscheidung zur Studienteilnahme. Patientinnen mit einem höheren Kenntnisstand bezüglich klinischer Studien entschieden sich signifikant häufiger für eine Teilnahme (Wissenscore 3.72 vs. 3.02; p<0,05). Patientinnen, die sich für eine Studienteilnahme entschieden, hatten einen höheren Faktor-Score für positive (Einstellung gegenüber Arzt und Behandlung, p<0,001) und altruistische (p=0,004) Einflussfaktoren sowie einen niedrigeren negativen Score (kritische Erwartungshaltung, v.a. Angst vor Nebenwirkungen, p<0,001). Patientinnen mit einem schlechterem Gesundheitszustand, geringerer Lebensqualität sowie stärkerer Symptombelastung waren eher bereit, an einer Studie teilzunehmen.

Zusammenfassung: Die Kenntnis der beschriebenen Ergebnisse bietet dem Prüfarzt wichtige Hinweise für eine effektivere Gesprächsführung mit Patientinnen mit frühem und fortgeschrittenem Brustkrebs im Hinblick auf eine Studienteilnahme. Insbesondere kann eine gezielte und umsichtige Informationsvermittlung Bedenken entkräften.