Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A31
DOI: 10.1055/s-0030-1262003

Profitieren Patientinnen mit invasivem lobulärem Mammakarzinom von einer zusätzlichen präoperativen MR-Mammographie im Vergleich zur alleinigen konventionellen Diagnostik mit Mammographie und Ultraschall?

JM Heil 1, A Bühler 1, M Golatta 1, A Schipp 2, G Rauch 3, H Junkermann 1, C Sohn 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Senologische Diagnostik, Heidelberg, Deutschland
  • 2Radiologische Klinik, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Heidelberg, Deutschland
  • 3Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Medizinische Biometrie, Heidelberg, Deutschland

Zielsetzung: Im Rahmen des präoperativen Managements bei invasivem lobulärem Mammakarzinom wird der Einsatz der MR-Mammographie intensiv diskutiert. Die mögliche Überlegenheit gegenüber der Mammographie und der Sonographie hinsichtlich der lokalen Ausbreitungsdiagnostik geht mit der Gefahr einher, dass Befunde überschätzt werden, was Übertherapien begünstigt.

Material und Methoden: Wir haben alle 92 Patientinnen mit invasivem lobulärem Mammakarzinom, einer präoperativen MR-Mammographie und Operation am Brustkrebszentrum Heidelberg vom 01.01.2007 bis 31.12.2009 analysiert. Für die Fälle, in der die MR-Mammographie neue Erkenntnisse ergab (=neue Befunde, deutliche Größenunterschiede) wurde eine virtuelle präoperative Konferenz durchgeführt, um festzustellen, ob die operative Therapie in diesen Fällen aufgrund der MR-Mammographie geändert wurde. Dieses Komitee musste sich anhand der initialen Mammographien und Sonographien ohne das Wissen um den MR-Befund für eine Operationsempfehlung entscheiden. Anschließend wurde diese Empfehlung mit der Empfehlung der realen präoperativen Konferenz (in die alle bildgebenden Befunde Eingang fanden) verglichen. Falls ein Therapiewechsel stattgefunden hatte, wurde anhand der postoperativen Pathologie versucht, bestmöglich zu klären, ob dieser adäquat war.

Ergebnisse: Die operative Therapie wurde für 23 (25%) Patientinnen bzw. 27 Mammae aufgrund der Befunde der MR-Mammographie geändert. 24 (89%) von 27 Therapieänderungen wurden anhand der postoperativen Pathologie als notwendig angesehen. Drei (11%) Patientinnen erhielten aufgrund der MR-Mammographie eine inadäquate Mastektomie, weil die MR-Mammographie den Befund überschätzt hatte.

Zusammenfassung: Bei 20 (22%) der Patientinnen wurde aufgrund der neuen Befunde der MR-Mammographie ein richtiger Therapiewechsel vollzogen; sie profitierten somit von einer präoperativen MR-Mammographie.