Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A29
DOI: 10.1055/s-0030-1262001

Brustzentrum Luzerner Kantonsspital: Zentrumsbildung im Kontext der Zentralschweiz

S Bucher 1, C Wenzel 1, A Baumgart 2
  • 1Luzerner Kantonsspital, Brustzentrum – Neue Frauenklinik, Luzern, Schweiz
  • 2Universität Heidelberg, Mannheimer Institut für Public Health, Mannheim, Deutschland

Zentrumsspitäler in der Schweiz haben aufgrund der kantonalen Versorgungs- und Versicherungsstrukturen sehr niedrige Fallzahlen bei der Behandlung des Mammakarzinoms. Ziel der vorliegenden Studie ist die Analyse des seit 4 Jahren ersten zertifizierten Brustzentrums der Schweiz anhand ausgewählter Kennzahlen und der Einordnung deutscher Zertifizierungsstandards im Schweizer Kontext.

Die Datenbasis des Brustzentrums am Luzerner Kantonsspital umfasst n=563 Primärfälle. Die Daten wurden im Dokumentationssystem erfasst und retrospektiv für die klinische und pathologische Charakteristik der Patienten für die Jahre 2006–2009 analysiert.

Es wurden (122, 145, 136, 160) Primärfälle in den Jahren (2006, 2007, 2008, 2009) behandelt mit einen Anteil von (16,4%, 18,6%, 26,5%, 18,1%) außerkantonaler Patienten. Es wurden insgesamt 504 (112, 135, 115, 142) operative Eingriffe vorgenommen mit einem Anteil von (43,8%, 38,5%, 49,6%, 52,1%) BET. Die rezidiven Primärfälle (Basisjahr: Diagnosedatum) beliefen sich auf weniger als 3% (n=14) der operativen Fälle. Das Gesamtüberleben der Jahreskohorten (OAS – Stand 01.01.2010) beträgt für ein Konfidenzniveau von 95% der Patienten 44,03 Monate (=3,67 Jahre). Die mittlere Überlebenszeit mit Todesfolge (n=37) betrug 16,2 Monate (1,38 Jahre); für Patientinnen im N0-Stadium (n=9) 20,1 Monate und im N1, N2 oder N3 Stadium (n=12) 13,95 Monate (1,16 Jahre).

Die Spitalstruktur, die kantonalen Begrenzungen der Behandlungspfade sowie Zuweiserinteressen erschweren die Erfüllung deutscher Zertifizierungsstandards, wie z.B. die Akquisition ausreichender Mammakarzinomprimärfälle (Rückgang der Primärfälle im Jahr 2008). Etablierte Verfahren der Zertifizierung ermöglichen jedoch die nachhaltige Weiterentwicklung hochwertiger Mammakarzinombehandlung im nationalen und klinischen Kontext (Verbesserung der BET Raten, geringe Rezidivraten).