Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2010; 7 - A11
DOI: 10.1055/s-0030-1261983

Angiosarkom der Brust nach BET und Radiatio – Falldarstellung und Literaturübersicht

E Balogh 1, J Fleckenstein 2, I Juhasz-Böss 1, C Rübe 2, EF Solomayer 1, S Baum 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Frauenklinik, Homburg/Saar, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, Homburg/Saar, Deutschland

Die Radiatio der Mamma beinhaltet ein Risiko für die Entwicklung eines Sarkoms der Brust. Das kumulative Risiko über 15 Jahre beträgt nach NCI-Daten nach adjuvanter Bestrahlung 0,9 Fälle/1000 Patienten. Wegen der Früherkennung und der häufig durchgeführten brusterhaltenden Therapie ist mit der Zunahme des postradieren Angiosarkoms zu rechnen. Die mittlere Dauer bis zum Auftreten der Sarkome beträgt 6 Jahre. Die Prognose des Angiosarkoms ist im Allgemeinen ungünstig. Es wird von einer 27–35% Fünfjahresüberlebensrate berichtet. Das primäre Angiosarkom der Brust hingegen ist eine sehr seltene Tumorentität, mit einem Anteil von nur 1–2 Promille aller malignen Brusttumoren. Gegenüber dem sekundären Hämangiosarkom der Brust tritt das primäre Hämangiosarkom in der 3. und 4. Dekade auf. Es handelt sich oft um einen multifokalen und hochgradig malignen (meistens Grad 3) Tumor, der eine schlechte Prognose hat.

Fallbeschreibung: Eine 54-jährige Patientin stellte sich mit einem Ulcus an der Brust 4 Jahre nach brusterhaltende Operation inklusive Strahlentherapie in unserer Klinik vor. Es zeigten sich sonographisch, mammographisch und im MRT multifokale Herde in der vorbehandelten rechten Brust. Das histopathologische Ergebnis zeigte ein Hämangiosarkom, WHO Grad 3. Auch ohne Lappenplastik konnte operativ eine R0-Resektion mit kosmetisch zufriedenstellendem Ergebnis erreicht werden. Das Alter der Patientin berücksichtigend wurde nach interdisziplinärem Beschluss eine adjuvante Chemotherapie mit Paclitaxel initiiert. Die Patientin ist aktuell 7 Monate nach dem Eingriff rezidivfrei.

Zusammenfassung: Beim Angiosarkom der Mamma gilt die frühe, radikale Operation als das überlegene Konzept. Leider macht das multifokale Wachstum diese Therapie oft unmöglich. In pallativen Fällen ist eine Chemotherapie mit Paclitaxel±Doxorubicin empfohlen. Die Rolle des antiangiogenetischen Targeting ist nicht ausreichend gesichert.